Willkommen in Wellville by T. C. Boyle

Willkommen in Wellville by T. C. Boyle

Autor:T. C. Boyle [Boyle, T. C.]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2013-07-17T22:00:00+00:00


5.

KELLOGGS STICH

Will hatte nicht zum erstenmal einen Kater – genaugenommen war er angesichts der nur noch nominellen Position als Geschäftsführer in der Firma seines Vaters in Verbindung mit Eleanors Abstieg in die Niederungen von Vegetarismus, Neurasthenie, Frigidität und Quacksalberei den größten Teil der letzten fünf Jahre verkatert gewesen. Aber noch nie so. Das hier war anders, eine Geißel, die ihn hinten und vorn traf, als hätte er Salzsäure statt Whiskey getrunken, statt Rindfleisch, süßen Stückchen und sauer Eingelegtem Eisenspäne gegessen. Zwei Tage lang kotzte er, einen dünnen, sauren Brei, rot gefärbt von Blut. Aus dem anderen Ende floß ein wäßriger Schleim, ebenfalls rot. In seinen Fingerspitzen prickelte es, seine Füße waren Blöcke aus Eis, seine Zunge überzog ein neuer Belag. Er lag auf der Folterbank des physiologischen Bettes und betete um Gleichgewicht, und wenn er den Atem anhielt, um den Schmerz für zehn Sekunden in Schach zu halten, dann war er sich sicher, einen langen, gewundenen Strang heißglühenden Drahts verschluckt zu haben.

Er wußte nicht, wie er ins San zurückgekommen war oder wie er in sein Bett gefunden und durch die Mauer des Bewußtseins ins Reich des Vergessens eingebrochen war. Er erinnerte sich nur noch an den nächsten Morgen, den Morgen des ersten Weihnachtsfeiertags, und an den alten Schmerz, der zurückgekehrt war wie ein wiedergeborener, finsterer Racheteufel: Er erinnerte sich nur noch an die Toilettenschüssel und das Waschbecken. An diesem ersten Tag hatte er nur zwei Besucher – Schwester Bloethal und Eleanor. Schwester Bloethal erkannte seinen Zustand auf einen Blick, verzichtete gnädigerweise auf das heiße Wachs und die Molkekultur und sagte das vormittägliche Programm, bestehend aus Schwedischen Körperbewegungen, Lachübungen und Sinusbad, ab. Wenn sie etwas über Homer Praetz und die Ereignisse des Vortags wußte, so verlor sie darüber kein Wort. Will kotzte, schiß und zitterte. Er erwähnte nicht, daß er das San verlassen hatte, sprach nicht von Charlie Ossining, Soleiern oder dem Red Onion, obwohl die Schwester die nicht verabreichten Milchportionen zählen und sich ihren Teil denken konnte.

Eleanor tauchte gegen neun auf, erzürnt und mit roten Ohren und Nasenflügeln. Wo war er gewesen? Sie hatte ihn überall gesucht, bevor sie es aufgegeben und allein zu Franks Party gegangen war – beziehungsweise mit Mrs. Rumstedt, um den Schein zu wahren. Aber daraus machte sich Will wohl nicht viel, oder? Ihr eigener Mann! Und noch dazu am Heiligen Abend! Nun? Wo war er gewesen?

»Ich bin krank«, krächzte er. Draußen vor dem Fenster war es grau wie im Grab, die Wolken waren vom Himmel gefallen und drückten auf die Erde, als gäbe es nichts dazwischen, keine Bäume, keine Häuser, kein Leben.

Eleanor stolzierte durchs Zimmer und schleuderte ihre Handtasche auf den Tisch. Sie war feiertäglich grün und rot gekleidet. »Ich bin auch krank«, rief sie, als die Handtasche mit einem harten tödlichen Knall auf dem Tisch aufschlug, als wäre sie ein Totschläger oder Knüppel. »Krank bis auf den Tod angesichts dieser deiner … deiner Haltung. Wo bist du gewesen? Antworte mir!«

Wo war er? Wo war er gewesen? Schon als sie fragte, schon als sie eine



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