Wikinger 02 - Das Drachenboot by Köster-Lösche Kari

Wikinger 02 - Das Drachenboot by Köster-Lösche Kari

Autor:Köster-Lösche, Kari [Köster-Lösche, Kari]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Ehrenwirth
veröffentlicht: 1992-06-27T16:00:00+00:00


7

Der Verdacht

Weniger erschrocken als wütend sprangen die Männer auf die Ruderbänke, während das Wasser weiter stieg. Alf und einige von den unerfahrenen jüngeren Ruderern zogen die Bodenbretter rasch beiseite und warfen sie achtlos hinter sich, dann gruben sie mit den Armen im durchfluteten Unterwasserschiff nach ihren persönlichen Sachen. »Das Zelt zuerst!« röhrte Hrolf und hielt das Schothorn fest, das unaufhörlich knatternd schlug und ihm die Sicht auf das Boot nahm. Während er mit der einen Hand herrisch die Männer einteilte, die sich darum kümmern sollten, bändselte er schließlich die Schot an einem Belegnagel fest. Er hatte recht. Folke, der es Alf nachtun wollte, sah ein, daß Eile nichts helfen würde. Ihre Sachen waren ohnehin naß, verloren jedoch nicht. Tiefer sinken konnten sie nicht, und wo der »Graue Wolf« auflag, konnten sie allemal an Land waten. Aber die Zeltbahnen würden halbnaß leichter zu tragen sein als ganz naß. Folke warf sich nach vorne und schob sich durch das Wasser zum Mast. Es stieg nun rasch. Bolli und Aslak, die beiden stärksten Männer an Bord, hatten das Tuch bereits auf die Bordkante hochgezerrt, worauf Bolli hinüberflankte und sich die Zeltbahn von Aslak auf seine breiten Schultern rollen ließ. Dann stapfte er mit gebeugtem Nacken los. Es ging nur langsam. Das Wasser war nicht gleichmäßig tief, man konnte es auch an der Landzunge sehen, die in einiger Entfernung mit Bögen und Wasserkuhlen aus der See kroch. Bolli wußte das. Er tastete bei jedem Schritt den Boden mit dem Fuß ab, bevor er sein Gewicht verlagerte, und so gelang es ihm, näher und näher an den Sandstrand zu kommen. Nur einmal sahen die Männer, die ihm nachstarrten, wie Bolli unter Wasser verschwand und dann wieder auftauchte, ohne seine Last loszulassen. Schließlich hatte er es geschafft.

Folke lud unter Mühe Aslak die zweite Zeltbahn auf: für ihn war es schwerer, er war kleiner als Bolli. Schließlich schickte Hrolf ihm Folke nach, damit dieser für ihn den Weg suchte. Zusammen erreichten sie triefend den Strand, und Aslak wälzte sich erleichtert das Zelt von den Schultern. Es war kein guter Strand, ein Schwanenstrand. Zwar waren die Schwäne nicht da, aber ihr Dreck. Kaum fand sich ein genügend großer, sauberer Platz, um die Zeltbahnen darauf zu lagern. Bolli trat fluchend verstreute beschmutzte Äste, die als Nistplatz gedient hatten, und halbverfaulte Algen beiseite und warf einige Steine zu einer einigermaßen trockenen Plattform für die geretteten Sachen zusammen. Dann machten sie sich wieder auf dem Weg zum Schiff, von dem die ersten Männer ihnen bereits entgegenkamen. Die Leeküste war ruhig im Vergleich zu der anderen Seite. Die Wellen plätscherten hier sachte an Land. Um so lauter dröhnte das zornige Schweigen der Männer, die sich jetzt um das Wichtigste dieser Reise gebracht sahen: Ehre und Ansehen.

Hjalti hockte immer noch schweigend im Heck. Hrolf auf der Bordkante wies hierhin und dorthin auf die Dinge, die zuerst mitgenommen werden sollten, und die Ruderer gehorchten ihm. Niemand wußte, wie lange das Wetter ruhig bleiben würde.

Folke, der dem Schiffsführer lieber nicht unter die Augen kommen wollte, ließ sich über die Bordkante rollen und lief dann unauffällig an seinen Platz.



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