Wie Schorschel Bopfinger auf Abwege geriet by Paul Oskar Höcker

Wie Schorschel Bopfinger auf Abwege geriet by Paul Oskar Höcker

Autor:Paul Oskar Höcker [Höcker, Paul Oskar]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Saga
veröffentlicht: 2015-07-10T00:00:00+00:00


„Ich — habe nicht vor, mich von den Damen zu trennen. Das heisst, wenn es den Damen recht ist.“

Rudi Götz lachte laut auf. Dann kam er zornig auf die Sängerin zu. „Also was soll die Komödie, Felicitas?“

„Keine Komödie. Bitterer Ernst, Direktor.“ Felicitas hatte die Arme in die Seiten gestemmt. „Ich bedanke mich für die Nachfolgerschaft, Herr Direktor. Verstehen Sie mich?“

„Nun ist sie wirklich auf diesen kindischen Klatsch hereingefallen! Menschenskinder!“

„Schluss, Schluss, Direktor!“ Die Sängerin sah ihn drohend an. „Empfehlen Sie sich. Möglichst rasch, rasch. Wir haben genug von Ihnen. Ein Kavalier lässt sich das nicht immer wieder sagen.“

„Ist ja Blödsinn überhaupt. Kind, so komm doch. Du hast abends zu singen.“

„Ich? Bei Ihnen? Fällt mir nicht im Traum ein.“

„Was — was — was soll das heissen?“

„Ich streike. Das ganze Kabarett widert mich an. Ich betrete das Lokal mit keinem Fusse mehr.“

Rudi Götz hatte Fäuste gemacht. Er drohte Klo. „Das verdank’ ich dir? Deinem Gehetze? Und du denkst, ich lasse mir das gefallen? — Landrat, Sie sind Zeuge ...“

„Herr, gehen Sie! Gehen Sie mir aus dem Angesicht! Ich kann Sie nicht mehr sehen! Sie — Sie —! Für mich sind Sie erledigt! Schon längst! Verstehen Sie?“ Es war das erstemal, dass man merkte: er konnte befehlen.

Die Auseinandersetzung wurde dadurch unterbrochen, dass der Autoführer auf der Bildfläche erschien. Ihm war es Angst um die Taxe geworden. Der „Landrat“ holte lose aus der Tasche ein paar Scheine und drückte sie dem Manne in die Hand. Dabei wandte er sich den Damen zu: „Oder soll ich Ihnen das Auto sichern? Bitte, sagen Sie. Dann kann Herr Götz eine Fusstour machen.“

„Wir bleiben noch!“ rief Fräulein Felicitas sofort. „Hier hat man doch einmal Sonne!“

„Und später —?“

„Da drüben an der Havel fährt ’ne Elektrische nach Spandau. Oh, wir kommen schon heim, keine Sorge!“

Rudi Götz knöpfte sich wütend seinen Überzieher zu. „Gut. Also adieu. Aber wenn ich heut abend vergebens warten muss — Kinder, ich warne euch —! Dich mit, Klo! Ich warne dich!“

„Wir sind fertig miteinander!“ rief Klo fest und mit unendlicher Genugtuung.

Und Felicitas fiel ein: „Wir zwei auch! Ein für allemal!“

Er zögerte noch ein paar Sekunden. Dann machte er kurz kehrt und ging mit dem Autoführer nach der Heerstrasse zurück.

„Aber unvernünftig seid ihr schon, Kinder,“ sagte der Kapellmeister nachher. Er hatte sich auf den Baumstumpf gesetzt und die Paletotenden über die Knie gezogen, denn es begann ihn zu frieren. „Das ist nun eine weite Reise für euch.“

„Kommen Sie nicht mit?“ fragte Detlev.

Er schüttelte melancholisch den Kopf. „Wenn ihr fort seid, dann such’ ich mir ein stilles Plätzchen in der Sonne aus.“

„Zum Schlafen etwa? — Gehen Sie, Schrewe! So im Freien!“

„Die hat mich ja so lang nicht mehr beschienen, die Sonne. Immer um viere, fünfe heim, den Tag verschlafen, abends wieder zum Brettl. Kinder, ich hab’ solch eine Sehnsucht!“

„Und ich möcht’ ein Stückchen laufen,“ sagte Felicitas. „Es kribbelt und prickelt mir im Blut.“ Sie lachte. „Wenn nur der dumme Hut nicht wär’! Ich werd’ ihn hernach ganz einfach unter den Arm nehmen!“

Detlev v. Roch war voll grosser, edler Pläne — und er war sehr zufrieden mit sich.



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