Wie buchstabiert man LIEBE? by Rita H. Naumann

Wie buchstabiert man LIEBE? by Rita H. Naumann

Autor:Rita H. Naumann [Naumann, Rita H.]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2014-12-02T16:00:00+00:00


Und warum hatte er seine Kindheit hier in der Wildnis verbracht, wenn sein Vater ein großes Haus in Dallas hatte?

Aber Frederiks Schweigsamkeit schien anzudeuten, dass dieses Thema jetzt für ihn abgeschlossen war, also schwieg auch Ulla und richtete ihre ganze Aufmerksamkeit auf die herrliche Umgebung.

Plötzlich standen sie am Rande eines Felsens, und ihr Blick ging ungehindert über den Fluss. Rechts sah Ulla in einiger Entfernung eine weiße Sandbank, die das blaugrüne Wasser des Flusses unterbrach. Direkt unter ihnen schien es tiefer zu sein, und entsprechend dunkler war seine Farbe.

Nach‘einer Weile unterbrach Frederik das Schweigen zwischen ihnen.

„Wie gefällt dir mein Reich, Ulla?“

Sie sah über das Wasser, das in der untergehenden Sonne glitzerte. „Ich kann nicht beschreiben, was ich fühle, Frederik. Wie kannst du das alles hier nur verlassen, um in dieser Plastikperfektion des SPC-Gebäudes zu leben?“

Er zog sie an sich und gab ihr einen Kuss auf das Haar. „Das fällt mir auch von Mal zu Mal schwerer, Schatz. Eines Tages werde ich es gar nicht mehr tun und mich hierher zurückziehen. Wie wäre es, möchtest du nicht mit mir diese Einsamkeit teilen?“

Ulla wusste, dass er sie nur necken wollte, aber trotzdem durchlief ihren Körper ein eigenartiges Gefühl der Sehnsucht.

„Sollten wir jetzt nicht besser zurückgehen? Ruth hat bestimmt das Abendessen fertig.“

Als sie sich umdrehte, um den Rückweg einzuschlagen, folgte Frederik ihr. Offenbar wollte er nicht darauf eingehen, dass sie so abrupt das Thema gewechselt hatte. Als der unebene Weg ein Stückchen durch hohes Gras führte, bewegte sich plötzlich etwas vor Ullas Füßen. „Mein Gott! Was war das?“

„Das war nur eine kleine Hornkröte.“

Ulla sah ihn ungläubig an. „Eine was?“

Frederik lachte, als er ihr verblüfftes Gesicht sah. „Ja, wirklich, das war eine Hornkröte. So haben wir diese Tiere immer genannt, als wir noch Kinder waren. Natürlich heißt diese Art nicht wirklich so. Das ist eine Eidechse aus der Familie der Leguane.“

„Das ist mir völlig egal, auf jeden Fall hat sie mich fürchterlich erschreckt“, murmelte Ulla. „Das Tier sah aus wie ein Minidinosaurier.“

„Du brauchst keine Angst zu haben, diese Art frisst nur Insekten. Bis jetzt weiß man noch von keinem Fall, in dem sie junge Künstlerinnen angefallen hätten — noch nicht einmal welche mit solch grünen Hosen. Und wenn es doch passieren sollte, dann werde ich dich mit meinem Schwert verteidigen. Du siehst also, du brauchst dir keine Sorgen zu machen.“

„Gut, mein edler Ritter“, antwortete Ulla und lachte nun auch. „Ich sehe dich schon mit einem riesigen Schwert gegen den Drachen kämpfen.

Der müsste allerdings schon Feuer speien, wenn er gegen dich ankommen wollte.“

„Feuer wird er nicht speien, aber er spritzt Blut, wenn man ihn reizt.“

„Komm, hör auf damit.“

„Nein, ehrlich, das tut er wirklich. Es ist die Verteidigungswaffe dieser Tiere, so wie die Stinktiere ihr ekelhaft riechendes Sekret absondern, wenn sie Gefahr wittern.“

„Nimmst du mich jetzt auf den Arm?“

„Nein, das ist wahr“, protestierte Frederik. „Jedes lebende Wesen schützt sich auf irgendeine Art und Weise. Manchmal sind diese Waffen sichtbar, wie beispielsweise beim Stachelschwein, aber manchmal sind sie auch versteckt, wie eben beim Stinktier oder wie diese Blut spritzende Drüse bei der Eidechse.



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