Wenn das Herz spricht by Marie Louise Fischer
Autor:Marie Louise Fischer [Fischer, Marie Louise]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: SAGA Egmont
veröffentlicht: 2017-04-20T00:00:00+00:00
Die Rechtsanwältin zwang sich zu einem Lächeln. 'Schon gut', sagte sie und versuchte, ihren Ärger zu unterdrücken.
* * *
Die nächste Zeugin war Gisela Gross, 22 Jahre alt, chemotechnische Assistentin. Ein tadellos gewachsenes junges Mädchen in einem enganliegenden, moosgrünen Winterkostüm mit Persianerbesatz. Sie sah, mit der schwarzen Husarenkappe schräg auf dem hellen Haar, sehr reizvoll aus.
Gisela Gross machte ihre Angaben zur Person mit klarer, heller Stimme und sah Landgerichtsdirektor Derflinger dabei an.
Thea war froh, daß die Zeugin einen so guten Eindruck machte. Von der Glaubhaftigkeit des Mädchens hing sehr viel für Stefan Thörwang ab …
'Sie kennen den Angeklagten?' fragte der Vorsitzende die Zeugin mit väterlicher Milde.
Gisela Gross warf einen Blick zur Anklagebank. 'Ja', sagte sie dann.
'Kannten Sie auch seine Frau?'
'Ich bin ihr einmal begegnet. Das heißt, sie kam zu uns in den Betrieb und …'
Landgerichtsdirektor Derflinger unterbrach sie. 'Augenblick, immer schön der Reihe nach! Erzählen Sie uns erst, wie Sie zu dem Angeklagten standen.'
'Er war mein Chef. Wir arbeiteten zusammen im selben Labor. Und er gefiel mir. Ich meine … wir schwärmten alle ein bißchen für ihn.'
'Aha.' Der Vorsitzende gestattete sich ein Lächeln. 'Aber ich nehme an, Sie wußten, daß er verheiratet war?'
'Ja.'
'Und trotzdem sind Sie auch privat mit ihm zusammengekommen?'
'Aber da ist doch nichts dabei …' Gisela Gross riß ihre Augen auf. 'Warum sollten Ehemänner immer nur mit ihren Frauen Zusammensein?'
'Darüber ließe sich streiten. Es kommt auch immer darauf an, wie weit so ein Zusammensein geht. Ist es zwischen Ihnen und dem Angeklagten zu persönlichen Beziehungen gekommen? Ich mache Sie darauf aufmerksam, daß Sie kein Zeugnisverweigerungsrecht haben … Fragen, die Ihnen zur Unehre gereichen könnten, wollen wir Ihnen hier nach Möglichkeit nicht stellen. Auf jeden Fall müssen Sie bei der Wahrheit bleiben. Haben Sie mich verstanden?'
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