Wen der Wind liebt by Diana Dettmann

Wen der Wind liebt by Diana Dettmann

Autor:Diana Dettmann [Dettmann, Diana]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Paranormal
veröffentlicht: 2013-12-22T23:00:00+00:00


Er kam kurz nach Einbruch der Dunkelheit. Nur ungefähr eine Stunde zuvor hatte Mum mein Zimmer verlassen, nachdem sie mich wortlos vom Boden hoch gezogen hatte. Sie lehnte mich gegen meinen Schrank und setzte sich neben mich. Mit dem Fuß angelte sie die Decke vom Bett und packte mich ein. Und sie sagte die ganze Zeit kein Wort. Erst als Sarah unten zum Essen rief, sah sie mich kurz fragend an. Ich schüttelte den Kopf und rang mir ein Lächeln ab. Sie lächelte zurück und hauchte einen Kuss auf meine Stirn.

„Es wird besser – mit der Zeit. Du wirst es vergessen. Irgendwann.“

Es klang wie ein Versprechen und ich wollte ihr so gern glauben. Ich wollte mich nicht zwischen einer dunklen Leere und diesen schrecklichen Bildern entscheiden müssen. Es war, als könnte mein Gehirn an nichts anderes denken. Mum zog die Tür lautlos zu und ich blieb sitzen, wie sie mich platziert hatte. Irgendwann tat mein Po weh, wegen des harten Bodens, doch ich hatte nicht die Energie und nicht die Lust, meine Position zu verändern. Ich wollte weiter an nichts denken und warten. Als er ins Zimmer huschte, hörte ich ihn kaum. Die Dielen knarrten nur ein wenig. Erst als er sich im Schneidersitz vor mir nieder ließ, sah ich ihn an. Ich hob kurz meine Schultern und versuchte zu lächeln.

„Ich hab nicht gedacht, dass es so schlimm wird – allein.“

Er streckte die Hand nach mir aus und nahm mich so einfach, als würde ich kaum mehr als ein Kissen wiegen, auf seine Arme und trug mich zum Bett. Er streifte mir die Hose von den Beinen und ich sank in meine Kissen. Ein kurzer kalter Lufthauch an meinem Rücken, dann hatte er sich unter meine Decke gekuschelt und schmiegte sich an mich, umfing mich fest mit seinem gesunden Arm und hauchte einige wenige Küsse auf meinen Hals und Nacken. Es musste schrecklich unbequem sein, mit seiner verletzten Schulter.

„Wir haben es überstanden. Wir beide leben. Und ich werde kein zweites Mal zulassen, dass du deine Kräfte so einsetzt. Ich pass auf dich auf. Versprochen.“, raunte er.

„Ich sehe immer wieder, wie du zusammen brichst... wie du auf dem Hof liegst und überall ist Blut. Ich sehe deinen Blick, als du aufgeben wolltest, ich sehe...“ Er hielt mir den Mund zu und sah mich so eindringlich an, dass mir erneut die Tränen in die Augen traten.

„Es ist so, als würde ich dich wieder und wieder verlieren.“

„Du verlierst mich nicht. Niemals!“

„Ich hätte dich beinahe verloren und dieses Gefühl... Ich konnte... nicht denken... ich...“ Ich brach ab und drehte mich zu ihm um. Er sah mich lächelnd an, nahm meine Hand und legte sie auf seine Brust.

„Alles in Ordnung, Eva...“ Wie zur Bestätigung schlug sein Herz fest und gleichmäßig. Ich konnte das kräftige Klopfen im ganzen Körper spüren.

„Ich will nur bei dir sein, Victor.“

„Ich bin hier... ich gehe nicht weg.“

Ich wollte ihm glauben, ich musste ihm glauben. Ich schloss die Augen und schmiegte mich eng an ihn. Eines hatte mir dieses Erlebnis gezeigt: Ich würde ohne ihn kaum in der Lage sein, mein Leben weiter zu leben.



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