Weite Welt by Winton Tim

Weite Welt by Winton Tim

Autor:Winton, Tim [Winton, Tim]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2016-01-20T16:00:00+00:00


Als sie von der Sanitätsstation zurückkam, war alles dunkel, und das einzige Geräusch im Trailerpark war das Rauschen der Duschen im Kabinenblock und das Plappern der Fernseher in den wenigen Caravans. Raelene war froh, dass sie das Angebot des alten Harrison, sie nach Hause oder sonst wohin zu fahren, abgelehnt hatte. Sie war ihm vermutlich dankbar, dass er rechtzeitig aufgetaucht war, die Mädchen in sein Auto gesetzt und sie selbst getragen und zur Behandlung gefahren hatte, aber als er damit drohte, zur Polizei zu gehen, hatte sie genug von ihm. Zu oft hatte sie gesehen, wie er ihre Slips auf der Wäscheleine begrapschte.

Wenn Harrison Max jetzt hinauswarf, ihn vom Platz jagte, dann war sie obdachlos und die Mädchen ebenfalls. Es war schon schlimm genug, dass die Sanitäterin die Schwester von Max’ Chef war. Raelene log hartnäckig, was die gezackte Kopfwunde und die großen Büschel ausgerissener Haare anging. Doch die ältere Frau kaufte es ihr nicht ab, meinte, sie sei eine Närrin und sollte eigentlich ins Krankenhaus gehen und sich überhaupt aus dem Staub machen, solange sie noch könne. Als sie so redete, kam Rae sich vor wie der letzte Dreck; man konnte die Verachtung in der Stimme der Frau spüren.

Sie schickte Harrison mit den Mädchen nach Hause und ließ sich dann schweigend zusammennähen. Als die Sanitäterin fertig war, bat sie sie, weil sie gerade dabei sei, die restlichen Haare auch noch abzurasieren. Die Schneidemaschine lag ja parat, und ihre Haare waren bereits eine solche Katastrophe, dass sie ebenso gut noch einmal ganz von vorn beginnen konnte. Die ältere Frau grummelte zwar, dass sie Sanitäterin sei, keine Friseuse, aber als Rae zu ihr hochschaute, sah sie, dass die Frau Tränen in den Augen hatte.

Da ihr Kopf so zerschlagen, so wund war, schmerzte der Haarschnitt mit dem Elektroschneider mehr als die Stiche, sogar mehr als die Schläge. Ihre Haare fielen ihr in den Schoß und auf den weißen Linoleumboden, und sie weinte.

Der kurze Spaziergang nach Hause tat ihr gut. Die kalte Luft stach, aber sie half ihr auch, einen klaren Kopf zu bekommen. Der Himmel war ein Sternenmeer. Als sie den Wohnwagen erreichte, hatte sie ihren Lebensmut wiedergefunden. Sie konnte ihm gegenübertreten. Sie konnte absolut alles tun.

Sie betrat das Vorzelt, wo die Mädchen fernsahen. Die Sitzsäcke waren übersät mit Kartoffelchips. Die Luft war warm von dem Heizlüfter, den offensichtlich Harrison für sie aufgestellt hatte. Sie stieg in den Caravan, und wie sie erwartet hatte, war Max verschwunden. Sie setzte sich aufs Bett, nahm ihre kleine Schneekugel vom Nachtkästchen und schüttelte sie. Ein Blizzard aus Tauben. Die Mädchen kamen herein. Sie blieben in der Tür stehen, hatten offensichtlich Angst vor ihr.

Mummy hat sich die Haare schneiden lassen, sagte sie. Jetzt ist alles wieder gut.

Sie kochte Eier für die beiden und schnitt Toast in Streifen, damit sie sie in den Dotter tauchen konnten, aber keins wollte essen, also ließ sie das Spülbecken vollaufen und wusch sie und steckte sie zu sich ins Bett und erzählte ihnen die Geschichte von Jonas und dem Wal. Als



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