Weisse Nacht by Åsa Larsson
Autor:Åsa Larsson [Larsson, Åsa]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2012-03-03T23:00:00+00:00
Nach dem Herbsttreffen ging Lisa durch die Dunkelheit nach Hause. Es war kurz nach Mitternacht. Sie ging am Friedhof vorbei und wanderte dann am Flussufer bergauf. Sie kam an Lars-Gunnars Haus vorbei, konnte es im Mondschein gerade noch erahnen. Es war dunkel hinter den Fenstern.
Sie dachte an Lars-Gunnar.
Der Häuptling hier in der Stadt, wie er dachte. Der starke Mann am Ort. Der den Bauunternehmer, der für das Schneeräumen verantwortlich war, dazu brachte, erst die StraÃe nach Poikkijärvi frei zu räumen, dann erst die nach Jukkasjärvi. Der Micke half, wenn es Probleme mit der Schanklizenz gab.
Nicht weil Lars-Gunnar selbst so oft in der Kneipe gesessen hätte. Jetzt trank er nur noch sehr selten. Früher war das anders gewesen. Früher hatten alle Männer getrunken. Freitag, Samstag und auf jeden Fall auch noch einmal in der Woche. Und dann wurde richtig gesoffen. AuÃerdem tranken sie fast jeden Tag Bier. So war es eben. Irgendwie musste man sich doch beruhigen, wenn man nicht durchdrehen wollte.
Nein, Lars-Gunnar war vorsichtig, was den Schnaps anging. Lisa hatte ihn zuletzt vor sechs Jahren richtig blau erlebt. Ein Jahr ehe Mildred in die Stadt gekommen war.
Damals war er zu ihr gekommen. Sie sah ihn noch immer vor sich, wie er in ihrer Küche saÃ. Der Stuhl verschwindet unter ihm. Seine Ellbogen liegen auf seinen Knien, seine Stirn auf seiner Handfläche. Er keucht. Es ist kurz nach elf Uhr abends.
Es ist nicht nur, dass er getrunken hat. Die Flasche steht vor ihm auf dem Tisch. Er hatte sie in der Hand, als er gekommen ist. Wie eine Flagge: Ich habe getrunken, und verdammt, ich werde auch noch eine gute Weile weitertrinken.
Sie war schon im Bett gewesen, als er an die Tür geklopft hatte. Nicht dass sie sein Klopfen gehört hatte, aber die Hunde hatten ihr schon Bescheid gesagt, als er den Fuà auf die Treppe setzte.
Er beweist ihr natürlich eine Art Vertrauen, wenn er auf diese Weise zu ihr kommt. Geschwächt von Alkohol und Gefühlen. Sie weià nur nicht, was sie damit anfangen soll. Sie ist daran nicht gewöhnt. Dass Leute sich ihr anvertrauen. Sie ist keine, die dazu einlädt.
Aber sie und Lars-Gunnar sind doch miteinander verwandt. Und sie hält den Mund, das weià er.
Sie steht im Bademantel da und hört sich seinen Spruch an. Ãber sein unglückliches Leben. Die unglückliche und verratene Liebe. Und Teddy.
»Verzeihung«, murmelt Lars-Gunnar in seine Faust. »Ich hätte nicht herkommen dürfen.«
»Ist schon gut«, sagt sie zögernd. »Red nur, ich kann so lange â¦Â«
Ihr fällt nichts ein, was sie machen könnte, aber sie muss etwas unternehmen, um nicht einfach aus dem Haus zu stürzen.
»⦠das Essen für morgen vorbereiten.«
Also redet er, während sie Fleisch und Gemüse für einen Eintopf schneidet. Mitten in der Nacht. Sellerieknollen und Karotten und Porree und Rüben und Kartoffeln und den Teufel und seine GroÃmutter. Aber Lars-Gunnar scheint das überhaupt nicht seltsam zu finden. Er hat genug mit sich selbst zu tun.
»Ich musste von zu Hause weg«, gesteht er. »Ehe ich ⦠ich bin nicht nüchtern, das gebe ich zu. Ehe ich mit dem Gewehr an Teddys Kopf auf seiner Bettkante ende.
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