Weinstrassenmarathon by Markus Guthmann

Weinstrassenmarathon by Markus Guthmann

Autor:Markus Guthmann [Guthmann, Markus]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783863583446
Google: QDk3AgAAQBAJ
Herausgeber: Emons, H J
veröffentlicht: 2013-11-14T23:00:00+00:00


SIEBEN

Die Amseln stritten singend um ihr Revier, als die Sonne am Karfreitag an einem wolkenlosen Himmel über dem Odenwald aufging. Die Forsythien blühten in voller Pracht, und die Temperaturen versprachen eine Weinschorle unter freiem Himmel. Sie saßen beim gemeinsamen Feiertagsfrühstück, das sie wie gewöhnlich spät einnahmen. Röder war froh, dass er sich mit Manu so schnell versöhnt hatte. Ihre drei Töchter waren erstaunlich gut gelaunt. Offensichtlich färbte die gute Stimmung der Eltern ab. Röder schenkte gerade eine weitere Tasse Kaffee ein, als das Telefon klingelte. Ein aufgeregter Hellinger war am Apparat.

»Ben, hör mal zu. Maria hat mich soeben angerufen. Ihr Bruder steckt in Schwierigkeiten. Sie will nicht, dass er etwas Dummes macht, das er hinterher bereut.«

»Sie hat einen Bruder? Das wusste ich gar nicht.«

»Ich auch nicht, aber das ist jetzt egal, hör mir einfach zu. Ihr Bruder scheint einen Raubüberfall auf das Museum in Speyer zu planen, und Maria will das Schlimmste verhindern.«

»Am helllichten Tag?«

»Maria sagt, der bringt das fertig. In seiner Heimat war er nie zimperlich. Der kokst sich immer voll und macht dann seine Überfälle nach dem ›Hit-and-run-Prinzip‹. Außerdem sagte er wohl, dass am frühen Morgen, kurz nach der Öffnung, keiner mit einem Überfall rechnet. Der Kerl ist ihrer Meinung nach total durchgeknallt.«

»Hat sie sonst noch was gesagt?«

»Nur, dass er heute Morgen bei ihr war und Geld wollte. Er war in Begleitung zweier Typen, und sie konnte sehen, dass sie schwer bewaffnet waren.«

»Bist du ganz sicher?«

»Ich bin sicher, dass Maria mir genau das gesagt hat und ziemlich verzweifelt war.«

Röder legte ohne Gruß auf und teilte seiner ungläubig dreinschauenden Familie mit, dass er unverzüglich fortmüsse. Er schnappte seine Jacke, rannte zum Auto und rief sofort Steiner auf seinem Mobiltelefon an, gleich danach Anastasia und berichtete beiden, was er erfahren hatte. Es war Viertel vor zehn. Die Ausstellung würde um zehn öffnen. Er fuhr viel zu schnell und konnte froh sein, dass er nicht in eine Radarfalle geriet. Obwohl Steiner versprochen hatte, dass er sofort die Bereitschaftspolizei losschicken würde, war Röder als Erster am Museum. Er ließ sein Fahrzeug im Halteverbot stehen und spurtete zur Kasse. Er zeigte seinen Ausweis und verlangte, dass alle Sicherheitsleute und der Ausstellungsleiter zu den Hüten kommen sollten. Die verdatterte Kassiererin telefonierte noch, als er weiterstürmte. Röder wurde abrupt gestoppt, als er in den Lauf einer Maschinenpistole blickte. Hinter dem Mann mit der Maschinenpistole stand, mit dem Rücken ihm zugewandt, ein anderer Mann, der eine abgesägte Schrotflinte auf die Vitrine mit den goldenen Hüten richtete. Im gleichen Moment krachte ein ohrenbetäubender Schuss, und die Vitrine brach in sich zusammen. Die Alarmanlage legte mit infernalischem Lärm los. Ohne zu zögern, warf der Mann die Waffe weg und raffte den unversehrten Inhalt der Vitrine zusammen. Es roch nach Pulverdampf und Kerzenwachs. Der Mann steckte die unbezahlbaren Antiquitäten in eine Reisetasche, die er über den Rücken hängte, und drehte sich um. Röder erkannte den Mörder aus dem Münchner Hotel. Er hörte rasche Schritte hinter sich. Anastasia. Sie blieb stehen, als sie ebenfalls in den Lauf der Waffe blickte. Hinter ihnen, es kam aus dem Foyer, hörten sie das Stakkato einer anderen automatischen Waffe.



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