1200 Tage Samstag: Weltumseglung mit HIPPOPOTAMUS (German Edition) by Sönke Roever

1200 Tage Samstag: Weltumseglung mit HIPPOPOTAMUS (German Edition) by Sönke Roever

Autor:Sönke Roever [Roever, Sönke]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Wassersport, Abenteuer
ISBN: 9783768881357
Herausgeber: Delius Klasing
veröffentlicht: 2015-02-22T16:00:00+00:00


(Bob Marsters – Bewohner des Atolls Palmerston)

Die südpazifische Schönwetterlage ist gestört. Seit zwei Stunden hält Petrus statt Passatwind von achtern Gegenwind von vorne bereit. Es ist der dritte Tag der 500-Seemeilen-Überfahrt von Französisch-Polynesien nach Rarotonga. Gischt, Salz und sechs Windstärken pfeifen uns um die Ohren. Wo eben noch weiße Cumulus-Haufen den blauen Himmel geziert haben, hängen nun dicke graue Regenwolken. Mit Öljacke und -hose trotze ich im Cockpit am Ruder den Naturgewalten. Judith hält derweil die Stellung unter Deck (»Es reicht ja, wenn einer nass wird!«). Ich versuche, HIPPOPOTAMUS in der Kreuzsee aus Passatdünung und Windsee auf Kurs zu halten. Mit zweitem Reff im Großsegel und auf Handtuchgröße eingerolltem Vorsegel donnere ich hoch am Wind mit sieben Knoten über drei Meter hohe Wellen. AC/DC dröhnt aus den Cockpitlautsprechern: Highway to hell. Das passt!

Petrus legt nach. Sieben Windstärken. Muss das sein? Viel zu viel, wie ich finde. Eine Welle bricht ins Cockpit, überall ist Wasser. Die Lenzlöcher gurgeln. Mir wird die ganze Sache zu bunt. Ich wünsche mich auf die Ostsee, wo immer ein Hafen zum Verkriechen in der Nähe ist. Aber den gibt es hier nicht. Dennoch frage ich mich auf einmal, was der Ehrgeiz soll, im Vollwaschgang am Ruder zu stehen, um die Wellen auszusegeln? Ich stelle die Windfahnensteuerung ein, kontrolliere eine Weile den Kurs und verschwinde schließlich unter Deck: »Schotten dicht!« Judith schaltet Radar und AIS ein und wir verkeilen uns mit Büchern in der Koje.

Im schaukelnden Schiff ist es stickig. Die Situation erinnert mich durchaus an den Anblick einer Waschmaschine. Wie hinter ihrer runden Glasscheibe, steht auch bei uns von Zeit zu Zeit das Wasser des Ozeans auf den Kajütfenstern. Nur mit dem Unterschied, dass wir das Gefühl haben, in der Trommel statt davor zu sitzen!

Alle Viertelstunde öffnen wir die Luke, machen einen schnellen Rundumblick und fluchen kurz zum Himmel. Dann wieder Luke zu und ausharren bis die Eieruhr erneut zur Umgebungs- und Gerätekontrolle mahnt. Andere Fahrzeuge sehen wir nicht. Wer ist bei dem Wetter schon freiwillig unterwegs?

Fünf Stunden später ist der Spuk vom einen auf den nächsten Augenblick vorbei. Die Segel flappen müde. HIPPOPOTAMUS torkelt in der Restdünung. Flaute. Weitere elf Stunden später laufen wir in den Hafen der Hauptstadt Avarua an der Nordseite von Rarotonga ein. Glücklich, aber geschafft sind wir am Ziel. Die Sonne scheint und der Passatwind weht wieder beständig. Wüssten wir es nicht besser, könnten wir denken, dass das Wetter nie anders war.

Rarotonga ist vulkanischen Ursprungs, fladenförmig, zehn Kilometer lang und zählt zu den Cookinseln. Der Inselstaat verwaltet sich selbst, gehört aber zu Neuseeland und entsprechend viele Kiwis – wie die Bewohner vom anderen Ende der Welt sich selbst gerne nennen – machen hier Urlaub. Rarotonga ist ihr Mallorca, wenn auch ruhiger und unerschlossener als das deutsch-spanische Pendant. Dazu kommt, dass das Preisniveau deutlich niedriger als in Französisch-Polynesien ist. Pauschal- statt Luxustourismus. Nach drei Monaten mit zugenähtem Portemonnaie genau das Richtige für uns. Vor allem gönnen wir uns hier wieder mal lange, bunte Abende. Zusammen mit Eva und Rüdiger von der sola gracia, die auch im Hafen liegen, mischen wir uns unters Volk.



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