Norwegen der Länge nach by Michalowicz Simon

Norwegen der Länge nach by Michalowicz Simon

Autor:Michalowicz, Simon [Michalowicz, Simon]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783492969871
Herausgeber: Piper
veröffentlicht: 2015-07-19T16:00:00+00:00


DER POLARKREIS RUFT

Umbukta – Argalad

Nach dem Essen ist vor dem Essen. Die nächste Etappe flößt mir ein wenig Respekt ein, denn es wird ungefähr zehn bis zwölf Tage dauern, bis ich wieder etwas einkaufen kann. Lediglich kurz vor dem Junkerdalen gibt es ein Hotel und einen Campingplatz, wo ich vielleicht etwas bekommen kann. Vorsichtshalber schreibe ich beiden eine E-Mail. Als ich in Umbukta ankam, war mein Rucksack schön leicht, das ganze Essen war aufgebraucht. Jetzt ist er wieder richtig schwer, voll bepackt mit neuen Lebensmitteln – hoffentlich werden die Vorräte in den nächsten Tagen für meinen Bärenhunger reichen.

Irgendwie mag ich mich von diesem wunderbaren Ort nicht recht lösen, das Frühstück nehme ich deshalb gemächlich ein. Dann wird es aber höchste Zeit, mich von Umbukta, diesem NPL-Paradies, zu verabschieden. Sølve drückt mir noch einen Stapel frisch gebackene Waffeln in die Hand, und dann stehe ich in meinen nigelnagelneuen Wanderstiefeln vor der Tür, bereit für weitere Abenteuer. Der folgende Abschnitt wird für mich wieder einen ganz besonderen Moment bereithalten – sofern alles gut geht. In fünf bis sechs Tagen möchte ich den Polarkreis erreichen. Ihn zu Fuß zu überschreiten ist für mich eine große Sache.

Mir ist in den Tagen in Umbukta vor allem eines klar geworden: dass ich es wirklich bis zum Nordkap schaffen kann. Wenn das Wetter hält, werde ich zwar länger benötigen als die ursprünglich geplanten 120 Tage, aber das Nordkap ist in greifbarer Nähe! Eines der wirklich positiven Dinge an meiner Wanderung ist, dass ich bis hierher ohne größere körperliche Probleme gekommen bin. Ich bin in einer ausgezeichneten Verfassung, Schmerzen plagen mich nur auf Asphaltpassagen, ansonsten habe ich einiges an Gewicht verloren und in gleichem Maß Kondition und Kraft hinzugewonnen. Auch die langen Tagesetappen, die nun kommen und mit bis zu zehn Stunden angegeben sind, schrecken mich nicht mehr. Mein Selbstvertrauen wächst, die Zweifel verfliegen immer mehr, offenbar habe ich meinen ganz persönlichen NPL-Rhythmus gefunden.

Mir dämmert allmählich, dass ich mich nicht von außen verrückt machen lassen darf. Im Gästebuch von Umbukta stoße ich beispielsweise auf den Eintrag einer anderen NPL-Wanderin, die im Norden gestartet ist. In vielen Hütten habe ich von ihr gelesen, sie aber leider nie getroffen. Sie hat wie Sigbjørn riesige Etappen zurückgelegt und war in rasender Geschwindigkeit weit in den Süden vorgedrungen. Nun lese ich, dass sie das ganze Stück vom Nordkap bis nach Sulitjelma mit dem Fahrrad gefahren ist. So habe ich mich also völlig unnötig unter Druck gesetzt und andauernd gefragt, warum sie so schnell ist. Es nützt einfach nichts, sich an anderen zu orientieren, man muss seinen eigenen Rhythmus finden und auf seinen Körper hören. Jetzt zahlt es sich zumindest aus, dass ich am Anfang so langsam war. Ich bin gut trainiert, habe keine Beschwerden, Entzündungen oder schmerzende Gelenke und muss nur geduldig so weitermachen, dann werde ich es auch schaffen!

Um nicht aus meinem Rhythmus zu kommen, werde ich heute lediglich bis zur nächsten DNT-Hütte gehen, die ungefähr drei oder vier Stunden entfernt liegt. Wenn ich meinen Plan durchziehe, werde ich drei Tage



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