Weihnachten der Tiere (German Edition) by Sandy Kien
Autor:Sandy Kien [Kien, Sandy]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2014-11-28T23:00:00+00:00
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Auch am vierundzwanzigsten war es noch nicht wesentlich wärmer geworden. In der Nacht war das Thermometer weit nach unten gerutscht, hatte wirre Eisblumen auf die Fensterscheiben des Stalles gezaubert und die Tür fast zufrieren lassen. Früh morgens hatte der Bauer allerhand damit zu tun, diese auf zu bekommen, schaffte es aber nach einigem Rütteln und Schütteln.
Als er den Stall betrat, blieb er für einen Moment stehen. Normalerweise waren die Tiere unruhig, besonders dann, wenn er etwas später dran war, wie heute, aber diesmal lagen sie friedlich auf ihren Liegeplätzen oder standen an den Fressständen, um die letzten Halme Heu aufzusammeln. Es gab kein Treten gegen die Boxenwand, was den Pferden eigen war, kein hirnloses Grunzen der Schweine, obwohl sie ihm alle entgegen blickten, kein Durcheinanderlaufen der Kühe, um den besten Fressplatz zu ergattern, selbst die Kälber sahen ihm ruhig und friedlich entgegen.
Verwundert tat der Bauer die ersten Schritte in die Stallgasse und griff nach seiner Heugabel. Spätestens jetzt sollte die Fressgier ausbrechen. Normalerweise verlangten die Tiere morgens immer nach Futter. Aber diesmal. Sie beobachteten ihn, waren aber weder unruhig noch aufdringlich, was ihm sehr seltsam vorkam. Was hatte sich verändert? Was war mit den Tieren?
Ruhig verteilte er das Heu, schüttete Kraftfutter in die Tröge der Pferde und gab den Schweinen den Sautrank, den er am Vorabend bereit gestellt hatte. Dazu gab es alte, matschige Ãpfel, die er vom Nachbarn bekommen hatte. Fast schon andächtig machten sich die Sauen über das Futter her, ohne zu streiten, zu schubsen und zu zanken.
Bei den Schafen dasselbe Bild. Es gab kein Gedränge, jeder wartete, bis er seinen Futterplatz einnehmen konnte.
Selbst beim Melken wurde der Bauer angenehm überrascht. Die Kühe traten höflich zur Seite, als die Melkmaschine angeschlossen wurde, zickten nicht rum und selbst die kitzligen Kühe lieÃen sich das Euter säubern, ohne nach den Händen zu treten. Anstandslos lieà sich eine Kuh eine Wunde am Fuà behandeln, während sich eine andere den Kratzer am Auge versorgen lieÃ. Mehrmals musste der Bauer die Stirn runzeln und sich am Kopf kratzen, betrachtete die Tiere, beobachtete. Irgendwas war heute ganz anders. Angenehm anders, aber ungewöhnlich. Es war, als würden die Tiere auf ihre ganz besondere Weise mitarbeiten und ihm das Leben erleichtern.
So schnell hatte er seinen Stall noch nie ausgemistet und sauber gemacht.
Als der Bauer den Besen endlich zur Seite stellte, war ihm noch immer nicht klar, was hier los war. Ob die Tiere den Heiligen Abend spürten? Hatten sie es in den letzten Jahren auch gespürt. Aber diese ´Hilfsbereitschaft` war ihm noch nie aufgefallen. Nein, ganz bestimmt nicht. Tiere waren Tiere. Sie waren immer gleich, handelten gleich, wollten versorgt werden, waren gierig und manchmal stumpfsinnig und blöd. Tiere dachten nicht nach, waren gefühlskalt und von einer stupiden Eintönigkeit behaftet. Ansichten, die er heute erstmals ein wenig überdachte. Das, was er im Stall gesehen hatte ⦠es musste ein Zufall sein. Anders lieà sich das nicht erklären.
Tagsüber vergaà der Bauer das Geschehen im Stall. Er hatte etliche Besorgungen zu machen, Einkäufe zu erledigen und dies und jenes noch herzurichten.
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