Vor deiner Zeit by Eduardo Neira

Vor deiner Zeit by Eduardo Neira

Autor:Eduardo Neira
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Books on Demand
veröffentlicht: 2022-04-15T00:00:00+00:00


Alberto hatte den Tag mit Gartenarbeiten verbracht, einige Pflanzen und Büsche ausschneidend und den sich vom Haus zur Straße hinunter windenden Weg säubernd. Müde, aber zufrieden mit dem, was er getan hatte, beschloß er innezuhalten. Die Nachmittagssonne war heiß und das Meer sah einladend aus, weshalb er seine Badehose anzog und zum Strand hinunterging, um eine Runde zu schwimmen.

Als er zurückkam, nahm er eine ordentliche Dusche und bereitete sich auf Marinas Besuch vor. Meistens wartete er auf sie, indem er Musik spielte, die sie gemeinsam gehört hatten. Diesmal wählte Alberto Yo-Yo Ma’s „Obrigado Brasil“23, eine ihrer Lieblingsplatten. Bald darauf zeigte sich Marinas dunstartige Gestalt auf der Veranda und verblieb dort eine Weile, während sie Alberto aufforderte, nach draußen zu kommen. Dies tat er auch, näherte sich ihr und begrüßte sie mit einem zärtlichen „Hola mí amor“, „Hallo meine Liebe“. Er fühlte, daß sie ihm ein Kompliment für seine Gartenarbeit machen wollte und er dankte ihr, indem er zu ihr sagte: „So ist es doch, wie du es gerne möchtest, oder?“. Dann folgte er Marina, die nun das Wohnzimmer betrat, und fuhr fort…

Jener lange Aufenthalt in Hamburg markierte einen dankbaren Höhepunkt bei einer Serie von Fahrten, welche die Manta auf dem Weg zu europäischen Nord- und Ostseehäfen unternahm. Es bedeutete jedoch auch die Fortsetzung einer langen Abwesenheit von daheim, denn wenn wir Südamerika erreichten, wurden wir beauftragt, verschiedene Fahrten zu kolumbianischen und mittelamerikanischen Häfen in der Karibik, sowie US-amerikanischen Atlantikhäfen wie Baltimore, Philadelphia, Newark und New York zu unternehmen.

In New York kam es nicht zu dem ersehnten Wiedersehen mit Julio und Liza, jene Freunde, mit denen ich die Abenteuer meiner späten Jugend in dieser Stadt unternommen hatte. Julio hatte seine Freundin von damals geheiratet und lebte seit einem Jahr in Los Angeles. Liza hatte ebenfalls geheiratet, und zwar einen italienischen Einwanderer. Sie hatte ein Kind und lebte in Detroit. Ohne die beiden Freunde dort, war mir New York wieder fremd. Ich fühlte eine Art Leere, als ich alleine zu den Orten ging, die ich damals so oft mit ihnen besucht hatte: die 5th Avenue, der Washington Square, der Central Park - Orte, an denen ich etwa sieben Jahre zuvor viele glückliche Momente erlebt hatte; Orte, die mir, als ich sie erneut vor Augen hatte, so entfernt von meinem Leben schienen, als wären sie nichts weiter als einfache, in der Ferne zerstreute Bilder. Ich erinnere mich, daß ich nach jenem einsamen Ausflug, den ich an dem Tage machte, nicht wieder von Bord ging, bis wir zwei Tage später von New York ablegten. Die fehlenden Begegnungen lehrten mich, mit dem Verlust und den nostalgischen Erinnerungen zu leben. Überkamen mich solche, so fand ich auf dem Schiff stets Trost und Schutz.

Bei unseren Fahrten auf dem Delaware River Richtung Philadelphia ereilte uns beinahe ein Unglück, doch mit viel Geschick konnten wir es umschiffen. Während wir den Fluß an einer Stelle von gewöhnlicher Breite und mit wenig Verkehr durchfuhren, kam es zu einem plötzlichen Ausfall des Steuersystems: die Mechanik der Steuerung war blockiert und unbrauchbar geworden,



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