Vom Ende des Punks in Helsinki - Roman by Luchterhand

Vom Ende des Punks in Helsinki - Roman by Luchterhand

Autor:Luchterhand
Die sprache: deu
Format: azw3, mobi, epub
Herausgeber: Luchterhand
veröffentlicht: 2014-02-16T23:00:00+00:00


SCHNEESTURM

Der Mann mit dem Pferdekopf tauchte nicht mehr auf, und es kam auch niemand anders vorbei. Nur die Leute, die direkt über der Bar wohnten, zogen aus, so rannte wenigstens nach Mitternacht keiner die Treppe herunter, um sich wegen Lärmbelästigung zu beschweren.

Ole reichte schon Tom mit seiner ewigen Meckerei. Aus verschiedenen Quellen hatte er noch weitere fünftausend CD

s heruntergeladen und rechnete sich nun aus, dass er für diese Musik – und für die, die er schon zu Hause hatte – ein ganzes Jahrhundert bräuchte, um sie zu hören. Wobei er nach jeder CD

nur kurz auf die Toilette gehen, einen Kaffee trinken und eine rauchen dürfte, für Schlaf bliebe keine Zeit übrig. Lena sprach ihm ihr Beileid aus.

Tom brachte Ole noch ein paar selbst gebrannte CD

s mit, die müsste sich Ole unbedingt reinziehen, sagte er, diese Musik ist eine Bombe, eine echte Revolution, höchstens mit dem ersten Flug ins All zu vergleichen. Post Rock, post Folk, post Elektro, post Jazz, post Wave und noch eine Reihe andere post, post, post.

Frank konnte zwar immer noch nicht schlafen, dafür strahlte er wie ein Atomkraftwerk, weil ihm eine große Spielzeugfirma geschrieben hatte, sie möchte seine Weltgeschichte sehen. Cindy schrieb sich in einen Türkisch-Kurs ein. Der Allesfresser Prager verliebte sich dermaßen in Gabis Soljanka, dass er diese zum mitteleuropäischen Gericht des Jahres erklärte und Gabi sogar einen Blumenstrauß brachte.

Torsten war gerade dabei, eine Kunst- und Sportstudentin weichzuklopfen und redete nur noch darüber, dass er gerne Weihnachten abschaffen würde, weil er nie wüsste, was er seiner Frau und was er seiner Geliebten kaufen soll. Also würde er diesmal für jede die gleiche zarte Unterwäsche kaufen.

Selbst-ist-der-Mann erzählte stolz, dass er aus Hausmüll eine ökologische Weihnachtstanne gebastelt hatte, seine Frau hätte ihn aber damit rausgeschmissen, weil sie gerne alte abgefallene Nadeln aufräumte. Ramone hatte das Gefühl, an Burnout zu leiden, und Ole fragte sich, ob diese Krankheit womöglich auch auf ihn selbst zutraf. Jeden Abend pöbelte Wasserleiche alle Anwesenden an, damit er sich am nächsten Tag wieder entschuldigen konnte.

Menschen mit Weihnachtsbäumen schleppten sich durch einen plötzlichen Schneesturm, Mütter holten für ein paar weiße Tage die Schlitten aus dem Keller.

Im Helsinki lief alles wie sonst. Hauptsache, nicht in die Hosen scheißen. Spielen muss man. Aber so eine Einstellung hält nicht lange. Genauso wenig wie der Schnee auf dem Dach einer Straßenbahn.



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