Viktoria • Die Geschichte einer Berliner Familiendynastie by Jenny Glanfield

Viktoria • Die Geschichte einer Berliner Familiendynastie by Jenny Glanfield

Autor:Jenny Glanfield [Glanfield, Jenny]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Historischer Roman
ISBN: 9783644524019
Herausgeber: Rowohlt E-Book
veröffentlicht: 2015-05-29T16:00:00+00:00


Am 17. Dezember heirateten Monika und Hans. «Ein schönes Paar», dachte Viktoria, als sie die beiden vor dem Altar stehen sah.

Pastor König hatte die Erlaubnis erhalten, die Trauung durchzuführen, und hielt eine flammende Predigt über die Einheit von wahrer Liebe und vaterländischen Pflichten. Am Schluss sprach er die Hoffnung aus, dass das Paar sehr fruchtbar sein und Monika das Mutterschaftskreuz erhalten möge.

Nach dem Gottesdienst stiegen alle in die bereitstehenden Wagen und fuhren ins Quadriga zurück. Anders als sonst bei derartigen Anlässen hatte Viktoria sich um die Arrangements für den Hochzeitsempfang ihrer Tochter persönlich gekümmert. Das Hotel war bereits für Weihnachten festlich geschmückt, daher hatte sie Philip Krosyk gebeten, die Tische im Jubiläumssaal als Kontrast dazu in Herzform aufzustellen, mit einem Podest voller rosa und weißer Blumen im Zentrum.

Nach einem hervorragenden Essen gingen die Gäste in den Ballsaal. Viktoria folgte ihnen langsam, einen Moment stand sie in der Tür und beobachtete die Tanzpaare, die sich zur Musik drehten. Mütter sind ja angeblich immer traurig, wenn ihre Töchter heiraten, doch sie hatte zu Monika nie ein enges Verhältnis gehabt. Sie empfand vor allem Erleichterung, dass Hans jetzt derjenige war, mit dem Monika verbunden war.

«Es ist eigenartig, wenn die eigenen Kinder erwachsen werden, findest du nicht?», fragte Ricarda.

Viktoria nickte. Welch ein Schock wäre es für ihre Mutter, wenn sie über ihre wahren Gedanken Bescheid wüsste.

«Der Nächste wird Stefan sein», fuhr Ricarda fort. «Wie sehr sich doch die Zeiten geändert haben. Erinnerst du dich noch daran, wie verliebt du als kleines Mädchen in Peter warst? Damals wäre eine Heirat zwischen einem von Biederstedt und einer Jochum niemals gestattet worden. Heute könnte sich niemand mehr dagegenstellen. Ich glaube, dass sie als Paar gut zueinander passen würden.»

Das Blut wich aus Viktorias Gesicht. Stefan und Christa tanzten zusammen, seine Hand umschlang besitzergreifend ihre Taille, und er drückte Christa eng an sich. Mit ihrer Stirn berührte sie leicht sein Kinn, dann bog sie den Kopf etwas zurück und sah zu ihm auf. Stefan sah sie an, als ob niemand sonst auf der Welt existierte.

Stefan sagte etwas zu Christa, die ihn anlächelte. Hand in Hand sah Viktoria sie vom Parkett in den Palmengarten hinübergehen. Sie hatte geglaubt, dass alles nur eine vorübergehende Liebschaft gewesen sei. Stefan hatte Christa wochenlang nicht gesehen. Er hatte nächtelang gearbeitet und keine Gelegenheit gehabt, das Mädchen zu treffen. Dann wurde ihr die traurige Wahrheit bewusst: Anstatt sich ihrer Kritik zu stellen, hatte er sie angelogen.

Als ob es erst gestern gewesen wäre, erinnerte sie sich daran, wie sie ihren eigenen Eltern etwas vorgemacht hatte. Sie hatte Peter ohne deren Wissen getroffen. In jenen jubelvollen Tagen nach Sarajevo, kurz vor dem Kriegsausbruch 1914, hatte sie mit ihm getanzt, ihn geküsst, hatte ihn schließlich nach Heiligensee mitgenommen und dort mit ihm geschlafen.

Wie weit war diese Romanze bereits? Viktoria ging zum anderen Eingang des Palmengartens hinüber, der nur spärlich erleuchtet war. Niemand war dort außer Stefan und Christa, deren Silhouetten sich gegen das Glas am anderen Ende des Raumes abzeichneten.

Er hatte seinen Arm um sie gelegt, sie unterhielten



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