Victorian Rebels--Ein Herz voll dunkler Schatten by Kerrigan Byrne

Victorian Rebels--Ein Herz voll dunkler Schatten by Kerrigan Byrne

Autor:Kerrigan Byrne
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: LYX.digital
veröffentlicht: 2018-08-09T00:00:00+00:00


19

Christopher stand wie immer mit der Dämmerung auf und zog die locker sitzende Seidenhose an, in der er Kung-Fu trainierte. Er trat aus seinem Zimmer und blieb stehen, um die geschlossene Tür am Ende des Flurs zu betrachten. Hatte die Frau dahinter gut geschlafen, oder hatten sie schlechte Träume geplagt? Vertraute sie aufrichtig darauf, dass er sie beschützte? Und wie ging es ihr nach ihrer Begegnung in der letzten Nacht?

Er drehte sich um und wandte sich der Treppe zu, er würde seinen Körper mit ein paar schonungslosen Übungen herausfordern. Da kam es ihm plötzlich so vor, als hätte er etwas gehört. Er blieb stehen, blickte noch einmal zu Millies Tür hin und erwartete fast, sie dort stehen zu sehen.

Er hatte sich getäuscht, aber er blieb trotzdem wie festgenagelt dort stehen, als er die Tür betrachtete und an die Frau dachte, die dahinter schlief.

Millie.

Er hatte ihr die Jungfräulichkeit genommen. Hatte sie genötigt, sie ihm zu geben. Wie ein brünstiger Hengst hatte er sie bestiegen, hatte seine Männlichkeit wie ein Tier in sie hineingerammt.

Christopher presste die Lippen zusammen bei der Erinnerung an ihre unvergleichliche Wärme und dann an die Kälte, die er beim Anblick ihres Blutes verspürt hatte. Er hatte gebadet und es abgewaschen, nachdem er gestern ihr Zimmer verlassen hatte. Seine Finger hatten auf den nassen Flecken verweilt, die ihre Tränen auf seinem Hemd hinterlassen hatten, und in einem Moment unbeherrschter Sentimentalität hatte er das Hemd sogar an seine Wange gedrückt, als wäre an den Stellen, wo sie sich an ihn geschmiegt hatte, noch etwas von ihrer Wärme zu spüren.

Er hatte Welton gebeten, auch für sie ein Bad einzulassen, und gehofft, das angespannte und irgendwie schmierige Gefühl loszuwerden, das an ihm klebte. Wie kräftig er auch geschrubbt hatte, seine Haut hatte sich befleckt angefühlt von seinem drängenden und unwürdigen Verlangen.

War das Scham?

Wenn ja, dann mochte er sie nicht, ebenso wenig wie ihre Artgenossen, die er zögernd als Zweifel, Reue und Sorge erkannte. Er hatte die halbe Nacht wachgelegen und sich vorgestellt, wie Millie unter dem Betthimmel lag und ihn hasste oder schlimmer noch, seinetwegen unter Schmerzen litt.

Wo Blut war, gab es auch eine Wunde. Die er verursacht hatte. Die von der Natur so vorgesehen war, schon, aber trotzdem …

Es quälte ihn auf eine ungekannte Weise, dass er ihr Schmerzen zugefügt hatte. Was ihn vor allem deshalb irritierte, weil Schmerz sein Geschäft war, ein wesentlicher Bestandteil seines Lebens. Er war dafür geboren. Schmerz hatte ihn geschliffen und zu einer tödlichen, rasiermesserscharfen Waffe gemacht. Warum nur wurde es jetzt zu einem Problem für ihn, dass er ihr einen so winzigen Stich versetzt hatte?

Weil sie seiner Grobheit, seinen scharfen Kanten so sanft und freundlich begegnet war. Weil unter der weichen, weißen Haut und Anmut eine Frau voller Kraft und Mut steckte. Weil sie in seinen Armen zusammengebrochen war und er es irgendwie geschafft hatte, sie wieder aufzurichten.

Weil bei dem Gedanken an ihren Schmerz seine Muskeln sich verkrampften und ein unbekannter Zorn durch seine Adern raste. Hier in dem düsteren Flur, umgeben von großer Leere, kehrte etwas Kaltes und Scharfes zu ihm zurück.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.