Vicomtesse zu vererben: Historischer Liebesroman (German Edition) by Sophy Hester

Autor:Sophy Hester [Hester, Sophy]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2015-08-20T16:00:00+00:00

Hätte Florence eine Ahnung davon gehabt, wie Lady Wenton wirklich ist, wäre sie weit nervöser gewesen. So konnte sie, unwissend wie sie war, noch die Einfahrt auf Wenton Park zur Gänze genießen. Die Auffahrtallee führte über sanfte Hügel, sodass der Blick auf das Haupthaus nur mit Unterbrechungen freigegeben wurde, was den Reiz des Ankommens erhöhte. Unterhalb des Weges plätschterte ein von Schilf begleiteter Bach, in den vereinzelte Weiden ihre wallenden Astvorhänge eintauchten und kleine Holzbrücken sich darüber spannten. Auf dem jenseitem Ufer fiel das Land etwas ab. Stolze, alte Eichen, Blutbuchen und Eschen setzten Akzente, genau richtig platzierte Gruppen von Büschen und Koniphären schufen ein ästethetisches Gesamtbild, dass trotz aller Eingriffe des Menschen den Eindruck perfekter Natürlichkeit und Harmonie bot. Als sie die letzte Kehre hinter sich hatten, war ihnen ein Moment vergönnt, Henrys Geburtshaus zu bewundern. Aus hellem Sandstein errichtet, wies der Georgianische Bau die typisch englische Kombination aus Schlichtheit und Imposanz auf. Die strenge Symmetrie sowohl des Grundrisses als auch der Fassade stand im Gegensatz zur Verspieltheit der weißen Ornamente, die Fenster, Türen und Giebel zierten. In den offenen Rabatten im Schlosshof wuchsen ausschließlich Rosen, allerdings in den unterschiedlichsten Varianten. Kletterrosen rankten sich auch an den Spalieren empor, die an der Remise und den Stallungen angebracht waren. Marie und Florence waren entzückt. Insgeheim hatten sie ein düsteres, kühleres Heim der Wentons erwartet. Vor allem die Warnungen Tante Thérèses vor der Hausherrin hatte ihr Vorurteil geprägt. Doch jemand, der ein Händchen für solche Rosen hatte, konnte im Grunde seines Herzens nicht schlecht sein, dachte sich Florence und sah der gefürchteten Begegnung mit Henrys Mutter nun leichteren Mutes entgegen. Ihr strahlendes Lächeln gefror ihr jedoch auf den Lippen, als sie im Salon erbarmungslos von oben bis unten durch ein Lorgnon gemustert und schließlich mir einer gelangweilten Stimme ohne jegliche Begrüßung angesprochen wurde: “Sie sind also die kleine Maligny. Etwas zu auffallend, etwas zu jung, etwas zu ... französisch. Aber insgesamt hatte ich befürchtet, Henrys Geschmack sei vulgärer.” Langsam ließ sie das Lorgnon sinken und klappte es mit einer schnellen Handbewegung ein. ‘Als würde sie einen Hamster köpfen’ war die Assoziation, die Florence dabei durch den Kopf schoss.

“Lady Wenton, how do you do? Dass Sie Henrys Mutter sind, merkt man sogleich. Die Ähnlichkeit ist frappierend. Stacy jedoch scheint wohl mehr nach seinem Vater geraten zu sein. Er ist so ein warmherziger und freundlicher Mensch.”

Der verkniffene Zug um den Mund der älteren Dame wurde noch angespannter. “Wie Sie aus meinem Brief vielleicht entnehmen konnten, bin ich erfreut darüber, dass mein Sohn sich zu guter Letzt auf sein Erbe und die damit verbundenen Pflichten besonnen hat. Die Personen oder Umstände, die dazu geführt hatten, nehme ich wohl oder übel in Kauf.”

Florence antwortete ohne zu Zögern, ohne sich einschüchtern zu lassen, selbstbewusst und klar: “Überaus freundlich von Ihnen, dass Sie mich als etwas zu französische Französin gezwungenermaßen als Schwiegertochter akzeptieren würden. Aber selbst wenn die Tatsache, dass ich Sie als Schwiegermutter bekäme, nicht in meine Entscheidung einflösse, müsste ich Sie enttäuschen. Ich war diejenige, die das Verlöbnis gelöst hat.

Download

Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.