Verschollen by Rob Boffard

Verschollen by Rob Boffard

Autor:Rob Boffard
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Science Fiction
Herausgeber: Heyne
veröffentlicht: 2019-09-09T08:04:32+00:00


33

In der Bar ist es dunkel, aber Jack bewegt sich mit größerer Entschlossenheit als in den letzten Monaten. Jahren.

Er arbeitet sich an der Theke entlang, hält sich mit einer Hand fest, um das Gleichgewicht zu wahren, ignoriert eine klebrige Stelle, die von einer Pfütze aus verschüttetem JamFizz hinterlassen wurde. Er hält kurz vor der Toilette inne und wartet ab, ob sich jemand darin befindet. Als er nichts hört, geht er weiter, nähert sich leise der Treppe. Oben schnarcht jemand.

Er steigt zum Hauptdeck hinauf. Dort ist es nicht ganz so dunkel wie in der Bar – ein wenig Licht kommt vom Nebel, der am Rand der Aussichtskuppel gerade noch zu erkennen ist. Der dunkle Klotz des Kolonialschiffs, in dem die Feuer längst ausgebrannt sind. Dahinter Milliarden Kilometer weit nichts.

Niemand kommt zu ihnen. Keine Patrouillenschiffe. Keine Frontier-Kreuzer. Niemand außerhalb dieses Schiffs wird je erfahren, was er beabsichtigt.

Auf den Sitzen am hinteren Ende des Decks sind zusammengekauerte Gestalten zu erkennen. Jack bleibt auf der letzten Stufe stehen, ohne sich zu rühren, ohne einen Laut von sich zu geben. Er wartet, ob sich irgendwer aufsetzt und auf ihn konzentriert. Aber niemand tut es. Sein Blick wandert zur Seite, wo Brendan und Seema vor der Wand schlafen. Brendan hat ihm den Rücken zugekehrt, die zusammengeknüllte Jacke unter dem Kopf. Seema hat ihr leuchtendes Tattoo deaktiviert, sodass die Farbe in der Dunkelheit unsichtbar ist.

Es stinkt. Jack dachte, er hätte sich inzwischen an den Geruch gewöhnt, aber nein. Etwas Penetrantes dringt durch die Mischung aus Körper- und Essensgerüchen. Er ist nie dazu gekommen, seine Kotze aufzuwischen. Scheiß drauf. Darüber kann er sich später Gedanken machen.

Er bewegt sich auf das schlafende Pärchen zu – und stockt, als er auf eine leere Sojachipstüte tritt. Das Knistern und Knirschen klingt lauter als eine hochgehende Bombe.

Er erstarrt und weiß gar nicht, warum er so vorsichtig ist – schließlich wurde er keineswegs vom Hauptdeck verbannt. Trotzdem wartet er ein paar Sekunden, bis er davon überzeugt ist, dass niemand aufgewacht ist.

Als er Brendan erreicht, geht er in die Knie und blickt sich noch einmal über die Schulter um. Als er sich wieder umdreht, blickt Brendan zu ihm auf.

Jack legt einen Finger an die Lippen.

Einen Moment später nickt Brendan.

»Wenn ich da runtergehe«, sagt Jack so leise wie möglich. »Habe ich dann Ihre Rückendeckung?«

Halb erwartet er, dass Brendan verneint, dass er vielleicht sogar Alarm schlägt. Doch der Mann sieht ihn nur an, mit hellen und wachen Augen.

»Was wollen Sie tun?« Brendans Lippen bewegen sich kaum.

»Was glauben Sie?« Jack blickt zu der Stelle, an der sich die Falltür befindet.

»Wir sind dabei«, sagt Seema und lässt Jack zusammen­zucken. Ihre Augen glitzern im Dunkeln, als sie Licht vom Nebel reflektieren.

»Okay.« Jack legt eine Hand auf den Boden, bereit, sich zu erheben. Zum ersten Mal hat er eine Ahnung, wie es sein könnte, wenn der Geist so klar und leer wie der Morgenhimmel ist. »Wir gehen leise rein. Kein Laut. Sobald wir drin sind, schauen wir, wie sich die Falltür verriegeln lässt.«

»Was ist mit dem lieben Daddy?«, murmelt Brendan. »Er ist immer noch da unten.



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