Veronesi, Sandro by Die Beruehrten

Veronesi, Sandro by Die Beruehrten

Autor:Die Beruehrten
Die sprache: deu
Format: mobi
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


Ein Fragezeichen

Attila starb an Nasenbluten im Bett nach einer Nacht der Ausschweifungen. Mète nicht …

Er hörte Belinda, die früh aufstand und zahllose leise Geräusche machte in dem Versuch, keinen Lärm zu machen, und er fragte sich, woher sie die Kraft nahm, in die Schule zu gehen; Mète hatte nicht einmal die Kraft, im Bett die Position zu wechseln, und so blieb er noch lange auf dem Rücken liegen, in einem Halbschlaf, der ihm keine Erquickung brachte. Irgendetwas stimmte nicht in seinem Kopf, er spürte, wie sein Gehirn im Schädel wie ein entmagnetisierter Kompass umhertrieb, und die Blutflecke auf den Kissen ließen ihn befürchten, dass die Nase erneut zu bluten anfangen könnte. Trotzdem gelang es ihm nach einer Weile, unter gewaltigen Anstrengungen aufzustehen. Er schleppte sich ins Badezimmer, in dem Belindas Sachen herumlagen (sie hatten sich um die Katze herum stark vermehrt), nahm eine fast kalte Dusche und kam allmählich wieder etwas zu Kräften.

Er ging auf die Straße hinunter. Der Himmel war von einem schlammigen und heftigen Wind, Scirocco möglicherweise, blank gefegt worden, war aber dennoch milchig wie Glasbeton. Mit kleinen Schritten, wie ein alter Mann aus dem Heim, mischte er sich in das Gewimmel in den Gassen des Zentrums. Durch den Verkehrslärm drangen an verschiedenen Stellen und von unterschiedlichen Personen Satzfetzen an sein Ohr, die Teil eines einzigen großen Gesprächs zu sein schienen.

Vor dem Zeitungskiosk:

»… haben sie ihm die Ohren abgeschnitten, wie man es bei Hunden macht …«

»… und dann die Finger, die Zunge und die Eier …«

»… in den Mund gesteckt …«

In der Bar:

»… aber er sagt, sie seien Freunde gewesen …«

»… er hat seine Wunden angezündet …«

»… er sagt, er wäre einfach nicht gestorben …«

Auf dem Markt des Vicolo della Moretta:

»… ja, im Hundekäfig …«

»… was hat er alles angestellt …«

»… und der arme Kerl konnte einfach nicht sterben …«

Zwei Trödler in der Via dei Cartari:

»… er hat ihm den Schädel gespalten …«

»… das hat er gut gemacht …«

»… er hat ihm das Gehirn mit Hundeshampoo gewaschen …«

Die beiden Gorillas des Ministerpräsidenten, an ihrem Alfa 33 lehnend:

»… er hat die Tochter von der Schule abgeholt, sie nach Hause gebracht und wieder angefangen …«

»… mit der Zange ausgerissen …«

Ganz Rom schien sich plötzlich zu erinnern, dass es eine heilige Stadt war, und der Folterqualen christlicher Märtyrer zu gedenken. Verwirrt, berührt von diesen geheimnisvollen Gräueltaten, machte Mète sich Gedanken. Sogar zwei Schwerarbeiter, die Sprungrahmen auf einen Transporter vor seinem Haus luden, bildeten keine Ausnahme:

»… sechs Stunden am Stück …«

»… die schlimmsten Misshandlungen …«

Doch Mète hatte noch nicht die Kraft, was auch immer zu vertiefen, und kehrte nach Hause zurück, gekrümmt und schmal wie ein Fragezeichen.

Als er die Wohnungstür öffnete, klingelte das Telefon bereits …



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