Utopia Magazin No. 25 by Autoren div

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Autor:Autoren, div. [Autoren, div.]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


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Dr. Larring war verwirrt. Während er seinen Hut nahm, nickte er hastig und wünschte eine gute Nacht.

Der Gedanke an die Polizei verfolgte Larring noch, als er auf die Straße trat und unter einem klaren Nachthimmel der anderen Seite zustrebte, wo der Park begann. Die Bank des Professors stand verlassen im nächtlichen Dunkel. Sie ragte als ein flacher Schatten zwischen den Silhouetten der schlafenden Blumen hervor, auf deren geschlossenen Kelchen hier und da reflektiertes Sternenlicht perlte.

Larrings Heim lag eigentlich in entgegengesetzter Richtung.

Aber sein Problem führte ihn zu dieser Bank. Er zögerte keine Sekunde, sich zu setzen – genau in die Mitte – und die Arme ausgestreckt nach beiden Seiten über die Lehne zu spannen. Es war, als wolle er diesem verhaßten Fremden gegenüber die Bank für ›seinen‹ Professor erneut in Besitz nehmen, und er fühlte plötzlich eine seltsame Genugtuung bei dem Gedanken, daß seine ausgebreiteten Arme wie eine Herausforderung auf jeden wirken mußten, der sich hier setzen wollte.

Mit einem tiefen Atemzug warf er den Kopf in den Nacken.

Sein Blick blieb unbewußt auf Wega hängen, die in der Nähe des Zenits stand. Doch er sah die Sterne so wenig wie seine Umgebung. Die Schritte im Kies verhallten, und der Fremde vor ihm mußte erst sprechen, ehe er ihn bemerkte.

»Verzeihen Sie die Störung, Sir. Ist es gestattet, daß ich einen Augenblick Platz nehme?«

Larring hatte den Hinweis auf der Zunge, daß im Park noch zwanzig freie Bänke stünden, und daß er unter keinen Umständen gewillt sei, ausgerechnet diese eine Bank hier mit irgend jemandem zu teilen. Aber die Stimme des anderen verriet soviel Unsicherheit und Bescheidenheit, daß er sein Problem für einen Augenblick vergaß und den rechten Arm von der Rückenlehne nahm.

»Bitte«, sagte er ohne die geringste Spur von Höflichkeit. »Ich 75

muß sowieso gleich gehen.«

»Oh, das ist schade, Doktor.«

Larrings Kopf fuhr herum. »Sie kennen mich?«

»Kennen ist vielleicht übertrieben. Ich weiß nur, daß Sie Dr.

Larring sind. Es stimmt doch, nicht wahr? Sie arbeiten mit Professor Carnegie zusammen?«

Larring nahm auch seinen linken Arm von der Lehne und vergrub die Hände tief in den Manteltaschen. Er fühlte Unbehagen und verfluchte seine Nachgiebigkeit. Die Stimme des anderen brachte ihn durcheinander. Sie klang weinerlich und schutzsu-chend. Der Fremde machte den Eindruck, als befinde er sich ewig auf der Flucht.

»Wer sind Sie?« preßte Larring hervor und gab sich im stillen schon die Antwort auf die eigene Frage.

»Wer ich bin«, stotterte der Fremde unsicher. »Lassen Sie meinen Namen aus dem Spiel, Doktor. Er ist zu unbedeutend, als daß er Sie interessieren könnte. Es genügt, wenn Sie dem Professor sagen, daß er sich ab morgen wieder auf diese Bank setzen soll. Es besteht absolut kein Grund für ihn, auf seine jahrelangen Gewohnheiten verzichten zu müssen.«

»Was wissen Sie von Professor Carnegie?« fragte Larring mit unverkennbarer Eifersucht.

Der andere schien seine Furcht vergessen zu haben und brachte ein dünnes Kichern zustande.

»Oh, ich kannte ihn schon, als Sie noch gar nicht daran dachten, eines Tages sein Assistent zu werden. Ja, ja, ich flunkere nicht! Es ist beinahe zwölf Jahre her, lieber Larring. Die Mutationsexperimente waren damals noch eine aufregende Sache.



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