Urlaub im Mittelalter (German Edition) by Maria G. Noel

Urlaub im Mittelalter (German Edition) by Maria G. Noel

Autor:Maria G. Noel [Noel, Maria G.]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2014-10-18T04:00:00+00:00


Die Mutprobe

„Nun gut, dann singst jetzt du“, sagte Johann, ein herausforderndes Lächeln auf den Lippen. Langsam erhob er sich vom Bett, kam herüber auf meine Seite und baute sich breitbeinig und ziemlich nah vor mir auf. Den Unterleib vorrückend drängte er. „Was ist? Fang endlich an.“

Was Johann so alles unter Spaßbereiten verstand! Demonstrativ gähnte ich. Wenn er sich wenigstens etwas Neues hätte einfallen lassen! Aber singen? Allerdings, darüber hinaus stellte Singen für mich überhaupt kein Problem dar. Ich würde also mitmachen. Spaß war schließlich in vielerlei Hinsicht möglich. Und wer weiß, was Johann noch so im Sinn hatte.

Ich erwog flugs, was ich zum Besten geben sollte. Englischsprachige Songs schieden ja wohl aus. Irgendwas Deutsches also … Schlager, Lied? Noch schwankte ich.

„Ach, sag erst, würdest du dich als mutig bezeichnen?“, unterbrach er meine Überlegungen, ob ich vom knallroten Gummiboot oder von allen Vöglein die kommen singen sollte. Beides hatte Reize …

„Klar“, sagte ich. Hatte ich mich bisher nicht etwa im Mittelalter behauptet und jetzt – ich lag hier in Unterwäsche – nach einem Strip?

Aber Johann bezweckte natürlich etwas mit seiner Frage. „Wenn das so ist, dann komm.“

Da erst wurde ich misstrauisch. „Warum, wohin?“

„Hattest du nicht einen Plan, den du einhalten wolltest? Essen, Trinken, Ruhen, Burg ansehen, in dieser Reihenfolge, wenn ich mich recht entsinne. Danach dann“, er fuhr sich selbst mit der Hand über Brust und Unterleib. „Bei dir darf ich das ja nicht. Noch nicht. Du hast bereits gespeist, getrunken und kurz geruht. Also komm mit.“

Immer noch voller Misstrauen richtete ich mich tatsächlich auf. „Wie? So?“ Ich sah an mir herunter.

„Wer braucht denn Mut, angezogen nach draußen zu gehen?“

Damit hatte er mich, beziehungsweise, damit hatte er den kleinen Zipfel Wahnsinn erwischt, der mit zu eigen war. Ich würde nicht kneifen, auf keinen Fall. Also stand ich auf. Ich hatte das deutliche Gefühl, dass Johann die Pflicht abspulte, um so schnell wie möglich zur Kür zu gelangen. Aber dem würde ich einen Riegel vorschieben. „Dir ist schon klar, dass ich mich dafür rächen werde?“

„Darauf freue ich mich bereits jetzt.“ Er lächelte hintergründig, verneigte sich leicht, reckte den Arm vor, nur um ihn einen Augenblick später wieder fallen zu lassen. „Ach, ich vergaß. Berührungsfrei.“ Ohne mich eines weiteren Blickes zu würdigen, wandte er sich um und ging zur Tür.

Ich folgte ihm. In der Zukunft würden mein BH und Slip, bunt wie sie waren, leicht als Bikini durchgehen. Hier im Mittelalter allerdings … So auf der Bildfläche zu erscheinen, würde meinen Ruf als Hure zementieren, ach was, in Stahl gießen. Aber hatte ich den bei den Leuten hier nicht ohnedies? Schon bei meiner Ankunft auf der Burg dürfte jedem klar gewesen sein, zu welchem Zweck ich gekommen war. Ich atmete tief durch. Es musste mir völlig egal sein, was hier über mich gedacht wurde. Und das war es ja auch. Wurscht, wer auch immer was über mich redete, über kurz oder lang, eher kürzer, wenn ich Milas Worten Glauben schenkte, würde ich verschwunden sein – und das absolut spurlos. Von daher: Sollte es



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