Unter den Linden Nummer Eins by Ebertowski Jürgen

Unter den Linden Nummer Eins by Ebertowski Jürgen

Autor:Ebertowski, Jürgen
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Berlin Verlag
veröffentlicht: 2013-03-11T16:00:00+00:00


5.

56 BERETTAS FÜR TUNIS VIA EBERSWALDE

Benno hatte sich bereits umgezogen und pumpte auf der Matte Liegestütze. Als Karl den Übungskeller betrat, lachte er lauthals los.

»Mensch, Karl, wat is’n mit dir passiert? Biste herjeschwommen?«

»Sehr witzig!« grummelte Karl. Benno hatte eingeheizt. Der große Kanonenofen bollerte vielversprechend. Karl hängte Mantel und Anzug über die Besucherstühle und rückte sie vor den Ofen. »Die Hosen kann ich auswringen.«

Benno betrachtete Karls Trockenaktion mit einem Grinsen. »Mach hinne, denn wird dir gleich warm!«

Der Turnbeutel mit der Judojacke und der kurzen engen Trainingshose hing am gewohnten Platz über seinen Ringerstiefeln. In der Umkleidekabine war es klamm und kalt. Karl beeilte sich mit dem Umziehen. Benno machte Rumpfbeugen, hatte die Füße unter den Ständer für die Holzschwerter und Übungsmesser gesteckt, um Halt zu haben. Er zählte laut: »Sechsunddreißig.«

Karl holte sich ein Springseil.

»Neununddreißig«, zählte Benno.

Nach zehn Minuten lief Karl der Schweiß in Strömen. »So, jetzt können wir!«

»Boden?«

»Lieber Stockabwehr.«

Benno zog einen Holzprügel aus dem Ständer und umkreiste Karl. Benno hielt den Stab beidhändig, riß die Arme hoch und zielte auf Karls Stirn. Mit einem Kampfschrei stürmte er auf ihn los.

Karl wich seitlich aus, packte Bennos Handgelenke und ließ sich auf die Knie fallen. Benno machte einen Salto vorwärts und klatschte auf die Matte.

Karl deutete einen Kehlkopfschlag mit der Handkante an.

»Sauber!« sagte Benno.

Sie wiederholten den Angriff, dann war Karl dran.

Nach zwanzig Minuten sagte Karl schnaufend: »Ich brauch ’ne kurze Pause, Benno!«

»Genehmigt.«

Sie traten vor den Kanonenofen.

»Ging doch recht gut«, sagte Benno. »Trainierst wohl heimlich.«

Über dem Ofen war ein Seil mit Handtüchern gespannt. Karl nahm sich eins, streifte sich die Judojacke über die Schultern und frottierte sich Rücken und Brust. »Na ja, man tut, was man kann.«

Benno hockte sich vor die Ofentür. Auch er war durchgeschwitzt. »Hab jestern zuviel jebechert, rat mal, mit wem!«

»Mit Rosi?«

»Quatsch, die is gleich nach Vera weg. Nee, du wirst nich druff kommen: mit Kassner und diesem Italiener.«

»Malteser«, korrigierte Karl.

»Is doch ejal, weeßt ja, wen ick meene. Wenn er deutsch spricht, klingt’s wie bei Roberto.« Roberto war der Barmixer im Oriental.

Er wischte sich mit dem Handrücken den Schweiß aus dem Gesicht. »Hat dir Vera erzählt, wat los war?«

Karl hockte sich neben ihn. »Sie sagte nur, daß de Neva und Kassner abgedreht sind, als sie die besoffenen SA-Häuptlinge gesehen haben.«

»Se sind noch mal später rin, als die wieder wech warn, so jejen vier.«

»Tatsächlich?«

»Hat ma ooch jewundert, weil se sonst dicke Kumpels sind. – Gestatteste?« Benno nahm Karls Handtuch, faltete es und benutzte es wie einen Topflappen, um die obere Ofenklappe zu entriegeln. Er schüttete zwei Schaufeln Eierkohlen in die Glut. »Det muß reichen, sonst sin die andern nachher sauer, wenn wa nischt übrichlassen!« Er schloß die Klappe.

Karl streifte sich die Jacke wieder hoch. »Und weshalb hast du mit ihnen gebechert?«

»Als se kamen, warn se reichlich anjetütert und ham den teuersten Champagner bestellt, wat ja nich alle Tage vorkommt. Kassner war fast völlich hinüber und hat anjejeben wie ’ne Lore Affen, hat alle, die noch da warn, eingeladen, ’nen Schluck zu trinken.«

»Macht er doch sonst nie!«

»Nee, aber jestern hat er. Jroßkotzich hat er verkündigt, daß er ’n Bombenjeschäft bejießen muß.



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