Trigger by Wulf Dorn

Trigger by Wulf Dorn

Autor:Wulf Dorn
Die sprache: de
Format: mobi
ISBN: 3453434021
Herausgeber: Heyne Verlag
veröffentlicht: 2009-11-19T23:00:00+00:00


Kapitel 23

Chris!

Was, um alles in der Welt, hatte Chris damit zu tun?

Warum führte sie die Spur des Schwarzen Mannes ausgerechnet hierher? In ein Antiquariat, in dem Chris ein altes Buch verkauft hatte? Ein Märchenbuch.

Magst du Märchen, kleine Ellen?

Beinahe glaubte sie, den Schwarzen Mann wieder in ihrem Nacken zu spüren. Den Hauch seines Atems auf ihrer Wange. Das feuchte Geräusch seiner Zunge, knapp neben ihrem Ohr.

Lös das Rätsel. Bis übermorgen will ich dir Zeit lassen.

Hatte sich dies nicht wie ein Zitat aus einem Märchen angehört? Das konnte kein Zufall sein. Er hatte gewollt, dass sie dieses Buch fand. Es war ein Teil seines Plans, eine weitere Spur, die er für sie auf seiner verrückten Schnitzeljagd gelegt hatte. Aber wozu? Was war das Ziel dieses irrsinnigen Spiels?

Lös das Rätsel. Wer bin ich?

Warum war es ihm so wichtig, dass sie herausbekam, wer er war? Kannte sie ihn etwa? Sollte das die große Überraschung am Ende für sie sein? Und warum nur führte seine Spur zu Chris?

Wieder eine Erinnerung: das kurze Gefühl der Vertrautheit, das sie im Wald beim Klang seiner verstellten Stimme gehabt hatte.

Ein neuer Gedanke schoss ihr durch den Kopf. Zuerst wehrte sie sich mit aller Macht dagegen, aber dieser eine Gedanke versetzte eine ganze Lawine weiterer Gedanken in Bewegung.

Nein, das war doch nicht möglich. Das war … paranoid!

Mark hatte Recht, sie drehte vollkommen durch. Auch nur eine Sekunde zu überlegen, ob Chris der Schwarze Mann sein könnte, war einfach krank.

Sie liebte Chris, und er liebte sie. Wenn es jemals einen Menschen gegeben hatte, dem sie blindlings vertraute, dann war er es. Sie hatten schon so viel zusammen erlebt, hatten immer zusammengehalten. Sie wären füreinander durchs Feuer gegangen, wie man so sagte.

Und jetzt sollte der Hinweis eines wildfremden Antiquars ausreichen, um dieses Vertrauen ins Wanken zu bringen? Das war doch absurd!

Natürlich kannte Chris all ihre Gewohnheiten und wusste, wo man sie antreffen konnte, ebenso wie er ihre Handynummer kannte. Und natürlich hätte er ihr unbemerkt den Briefkastenschlüssel in ihrer gemeinsamen Wohnung hinterlassen können. Chris hätte auch die Visitenkarte in Janovs feuerroten Briefkasten schmuggeln können, wenn er sie zuvor hier bei Eschenberg mitgenommen hatte.

Er hätte so vieles tun können, was der Unbekannte getan hatte.

Aber warum? Was für einen Grund konnte er nur haben?

Chris würde sie doch niemals am Telefon bedrohen, ihr im Wald auflauern und sie quälen, oder gar Sigmund töten – den Kater, dem er schon den letzten Rest Milch überlassen und deswegen auf seine heißgeliebten Frühstücksflocken verzichtet hatte.

Und er würde doch niemals eine seiner Patientinnen aus der Klinik entführen, sie misshandeln und foltern. Eine Patientin, deren Fall ihm, wie er Ellen kurz zuvor noch eindringlich versichert hatte, am Herzen lag – weil er Sorge hatte, die Frau könne sich selbst etwas antun.

Freilich mochte es Argumente geben, die für die absurde These sprachen, dass Chris der Unbekannte war: Er war der Einzige, der außer Ellen von der Frau wusste. Chris war derjenige gewesen, der den Anmeldebogen für die Frau ohne Namen ausgefüllt hatte, er besaß den Stationsschlüssel, und er hätte sie mit Leichtigkeit unbemerkt entführen können.



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