Totenspiel by Frank Borsch
Autor:Frank Borsch [Borsch, Frank ]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Stardust, Perry Rhodan, Science Fiction
Herausgeber: Pabel-Moewig Verlag GmbH
veröffentlicht: 2010-07-16T01:00:00+00:00
8. Vergangenheit
»Es ist so weit.«
Ein D'Tar holte Sinnafoch in der Zentrale der DEKTEROM ab. Er war ein Überlebender der Befreiung von Kesmark und trug immer noch denselben schweren Kampfanzug, mit dem er in die Schlacht gegangen war.
»Gleich«, antwortete Sinnafoch.
Der Vatrox hatte die letzten siebzig Stunden in der Zentrale verbracht, hatte aus der Sicherheit des Lichtjahre entfernten Schlachtlichts heraus die Befreiung von Kesmark verfolgt. Sinnafoch hatte in dieser Zeit weder den Kampfanzug abgelegt noch geschlafen.
Ein unsinniges Verhalten, das war dem Vatrox klar. Der Kampfanzug - der ihm immer noch erstickend eng anmutete - war in der Zentrale überflüssig gewesen. Sinnafoch hätte ihn ablegen und sich ausruhen, seine eigene Frische erhalten sollen, für den Fall, dass sein Eingreifen notwendig wurde.
Aber er hatte es nicht über sich gebracht, den Blick von den Status-Holos abzuwenden. Dort, auf Kesmark, wäre sein Platz gewesen. Im Kampf. Er war wiedergeboren als Soldat der Frequenz- Monarchie.
Es war ihm verwehrt geblieben. Also hatte er wenigstens das Geschehen verfolgt.
Sinnafochs Magen schmerzte vor Hunger und Sorge. Er hatte nichts hinuntergebracht, trotz der vielen verschiedenen Speisen, die ihm die Besatzung der Zentrale angeboten hatte. Immerhin, er hatte vermocht, hin und wieder ein Glas Wasser in sich hineinzuzwingen und bei sich zu behalten.
Der Vatrox rief ein letztes Mal die Statusmeldungen auf, die von Kesmark eingingen. Es fiel ihm schwer, sich loszureißen, benötigte beinahe seine ganze Kraft.
Der Überlebende der Befreiung schwankte, vermochte sich vor Schwäche kaum noch auf den Beinen zu halten. Trotzdem wartete er geduldig.
Die D'Tar sahen in Sinnafoch ein Überwesen auf einer ähnlichen Stufe der Überhöhung wie Okore. Er war ein Vatrox. Sie achteten ihn. Und unter den neuen Umständen hatte sich ihre Achtung zu unverhohlener Verehrung gesteigert. Einer Verehrung, glaubte Sinnafoch, zu erheblichen Teilen mitgetragen von nackter Verzweiflung. Die D'Tar brauchten jemanden, an dem sie sich festhalten konnten, zu groß waren die Verluste der Schlacht gewesen. Die D'Tar hatten Frequenzanwärter Sinnafoch zu ihrem Fels in der Brandung erkoren.
Sinnafoch sah noch einmal zu dem großen Holo auf. Es zeigte Kesmark. Der Planet hatte sich verändert. Das Leichentuch, das die Xerxen über die Welt geworfen hatten, hatte Löcher bekommen, Risse.
Atomare Explosionen hatten Öffnungen geschaffen, zum Teil mit Durchmessern von Hunderten von Kilometern, durch die das Sonnenlicht nach langen Jahrtausenden wieder an die Oberfläche des Planeten gelangte. Auf weiten Flächen halten die Druckwellen die tragenden Fäden des Leichentuchs durchtrennt, hatte es zu Boden gehen lassen.
Seit einigen Stunden hatten die Desinfektionskommandos der DEKTEROM ihre Arbeit aufgenommen, besprühten das Leichentuch aus niedriger Höhe mit Chemikalien. Es gab kein Abwehrfeuer vom Boden mehr, das sie gefährdet hätte. Entlang ihrer Bahnen verfärbte sich das Tuch, verlor seine geisterhafte Blässe. Braun kam zum Vorschein, als handele es sich um herabgefallenes Laub.
In einigen Wochen würde sich das Leichentuch ganz aufgelöst haben. Dann würde das Leben auf Kesmark wieder erblühen. Neues, vielfältiges, Leben - um den Preis von vielen Tausenden D'Tar, die bei der Eroberung gefallen waren.
War es den Preis wert?, fragte sich Sinnafoch.
Er riss sich von dem Anblick, von den fruchtlosen Gedanken los. Die Dinge waren, wie sie waren. Es lag an ihm, das Beste daraus zu machen.
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