Toppler by E.W. Heine
Autor:E.W. Heine [Heine, E.W.]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2011-08-21T00:00:00+00:00
DAS 19. KAPITEL
Die Burggrafen von Nürnberg aus dem Geschlecht der Zollern waren von Barbarossa in den Burggrafenstand erhoben worden. Burggrafen waren ursprünglich militärische Kommandanten mit dem Auftrag, eine kaiserliche Burg zu bewachen. Darüber hinaus verfügten sie über eine ganze Reihe von landesherrlichen Rechten. Die Zollern stammten aus Schwaben. Anfang des 13. Jahrhunderts wurden sie vom Kaiser nach Nürnberg berufen. Diese Berufung der Zollern von der Alb nach Nürnberg war eine Auszeichnung für treue Dienste, denn Nürnberg zählte zu den reichsten und bedeutendsten Städten des Reiches. Die Burggrafen erhielten vom Kaiser das Privileg, sich in Form von Steuern, Zöllen und Gerechtsamen an der Stadt »schadlos zu halten«. In den Augen der Nürnberger waren die fremden Herren Eindringlinge, die man aus vollem Herzen verabscheute.
Das schlechte Verhältnis der Nürnberger Burggrafen zu den freien Reichsstädten wie Rothenburg bestand zu Topplers Zeiten bereits seit Jahrhunderten. Seit Generationen schon beanspruchten die Zollern aufgrund ihrer vom Kaiser verbrieften Rechte die Herrschaft über die Stadt. Meist blieb es beim Anspruch, denn die Bürger wehrten sich verbissen.
Schon im Jahre 1270 war es den Nürnbergern gelungen, ihre ungeliebten Herren aus der alten, die ganze Stadt beherrschenden Kaiserburg zu verdrängen, die noch von Barbarossa zur Reichsfeste ausgebaut worden war. Den Burggrafen wurde eine kleinere Burg in der Stadt zugewiesen, ein Wohnsitz, der nach Meinung der Nürnberger mehr ihrem Rang entsprach und der sich leichter kontrollieren lieÃ. Aber auch diese Burg wurde später durch eine hohe Mauer von der übrigen Stadt abgetrennt. Die Burgherren protestierten zwar gegen diese Aussperrung, nahmen sie aber hin, nachdem man ihnen eine Entschädigung von 5.000 Gulden gezahlt hatte. Ãberhaupt waren die Herren von Zollern von Anfang an geschäftstüchtiger als die meisten Fürsten ihrer Zeit. Durch gezielte Lehenspolitik, Freigüter, Vogteien und vor allem durch planvolle Familienpolitik vermehrten sie ihren Landbesitz in einem solchen MaÃe, daà sie bereits Mitte des 13. Jahrhunderts zu den mächtigsten Familien in Franken gehörten. Sie entwickelten sich rasch zu unglaublich geschickten Taktierern und Spekulanten im Umgang mit der Macht. Schon Friedrich III. der Enkel des ersten Burggrafen, der durch Heiratspolitik weite Gebiete um Bayreuth in seinen Besitz gebracht hatte, stand im ganzen Reich im Ruf eines Königsmachers. Er war es, der als Hohenzoller das Haus Habsburg an die Macht gebracht hatte. Lassen wir Matthias von Neuenburg, einen Chronisten des 14. Jahrhunderts, Näheres darüber berichten.
»So geschehen bei der Wahl Rudolfs von Habsburg am 30. September 1273. Als die Wahlfürsten versammelt waren, voll Sorge, daà ihre fürstlichen Rechte durch die Wahl eines Königs beschnitten werden könnten, da wurden viele mächtige und reiche Fürsten vorgeschlagen. Der Mainzer Bischof meinte, Klugheit und Charakter seien höher zu bewerten als Macht und Geld. (Tatsächlich meinte er wohl, daà es vorteilhafter wäre, einen schwachen Mann zu wählen.) So kam die Sprache auf den Grafen von Habsburg. Man lobte seinen Mut und seine Klugheit. Er wurde vor allem von seinem Neffen, dem Burggrafen von Nürnberg, über alle MaÃen gelobt und empfohlen. Der Herzog von Bayern aber, der seine edle Gemahlin, eine Tochter des Herzogs von Brabant, wegen Verdachts auf Ehebruch hatte enthaupten
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