Tigermilch by Stefanie de Velasco

Tigermilch by Stefanie de Velasco

Autor:Stefanie de Velasco [Velasco, Stefanie de]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 3462307169
Google: cmXSnAEACAAJ
Goodreads: 18481333
Herausgeber: Kiepenheuer & Witsch
veröffentlicht: 2013-08-14T22:00:00+00:00


Das mit mir und Jameelah und der Kurfürsten, das weiß niemand, niemand außer uns beiden. Dafür gibt es jede Menge Gründe. Die Leute würden sich nur Sorgen machen, allein Nico, wenn der das wüsste, der würde mir wahrscheinlich eine runterhauen. Uns kann aber im Grunde nichts passieren, wir haben nämlich die Hunde, die Grimms. Es sind zwei große schwarze Hunde, sie heißen beide Grimm, das hat Jameelah aus einem Buch. Es gibt sie nicht in echt, aber in unserer Vorstellung laufen sie neben uns her, wie zwei Leibwächter. Ich denke nicht immer an sie, nur wenn ich mich komisch fühle, dann tauchen sie auf und laufen im Kreis um uns rum, sodass niemand an uns rankommt. Ich bin nicht blöd oder so, die Hunde beschützen uns, und das schon eine ganze Weile. Es gibt die übelsten Typen auf der Welt, Typen, die einem im Vorbeilaufen zwischen die Beine fassen und solche Sachen, alles schon vorgekommen. Seitdem es die Hunde gibt, passiert so was nicht mehr, ehrlich, wenn ich mich wirklich auf die Grimms konzentriere, dann wechseln Männer, vor denen ich Angst habe, sogar die Straßenseite, ist alles nur eine Frage der Konzentration. Deswegen habe ich selbst jetzt keine Angst.

Wir waren noch nie mit jemandem auf einem Hotelzimmer. Der im Rollstuhl ist schon total voll, der verträgt gar nichts, weiß nicht, ob das mit seinen Beinen zu tun hat oder vielleicht, weil er so ein Hemd ist. Der Kindersitztyp hat auch schon gut einen im Tee und wir sowieso. Der Fahrstuhl geht auf, wir stolpern den Gang runter bis zum hintersten Zimmer.

Sophia Saturna, ich glaube, diesmal müssen wir mit denen pennen, flüstert Jameelah mir zu.

Kann sein, sage ich.

Vielleicht ist das alles gar nicht so schlimm, vielleicht ist es sogar besser so, denke ich, dann haben wir es wenigstens endlich hinter uns, dieses dämliche erste Mal. Und wer weiß, vielleicht ist gerade heute der richtige Tag, vor allem, wenn es bluten sollte, würde doch wie Arsch auf Eimer passen, fast schon poetisch wäre das. Noura sagt immer, man soll so leben, dass das eigene Leben im Nachhinein wie ein Gedicht erscheint. Sie hat nie gesagt, dass es ein fröhliches Gedicht sein soll, einfach nur ein Gedicht.

Der Kindersitztyp schließt das Zimmer auf, stellt seine schwarze Tasche neben den Schreibtisch am Fenster und macht die Jalousien runter. Unterm Tisch ist ein kleiner Kühlschrank, den macht der im Rollstuhl auf.

Wollt ihr mir mal aufs Bett helfen, sagt er, den Schoß voller Schnäpse, die Schnäpse purzeln wie Murmeln in die weiße Bettwäsche, als wir ihn aufs Bett fallen lassen. Er zieht mich zu sich und drückt an meinen Brüsten rum, er zieht mir das T-Shirt über den Kopf, um uns herum rascheln die Laken, sie sind steif vor lauter Sauberkeit, den BH mit den kleinen Schleifen, den Jameelah mir zum Geburtstag geschenkt hat, kriegt er aber nicht auf.

Der Kindersitztyp schaltet die Glotze ein, im Ersten läuft Terra X, er zappt weiter, verdammt, gibt es denn hier keinen Musikkanal, sagt er, aber auf VIVA läuft Musik.

So, jetzt



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