thoma,_ludwig_-_onkel_peppi_und_die_anderen_geschichten by Unknown

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Autor:Unknown
Format: mobi, epub


Die Probier

Ursula Reischl steht auf dem Hausanger hinter dem Hofe und tut Mist breiten. Es ist ein schöner Herbsttag, und die Nachmittagssonne brennt so heiß herunter, daß die Ursula oftmals die Arbeit aussetzt und ein bissel Umschau hält, um zu rasten. Sie wischt sich mit dem Ärmel die Schweißtropfen von der Stirne und fährt mit der Hand ein paarmal unter der Nase auf und ab. Dann nimmt sie wieder eine Gabel voll Mist und schüttelt ihn bedächtig auf den Anger.

Mit einemmal tönt ein schriller Pfiff vom Hofe herüber, und dann noch einer.

Die Urschel schaut um und sieht, daß ihr der Va-ter winkt. Sie stößt die Mistgabel in den Boden und geht bedächtig auf das Haus zu. "Wos geit's?" fragt sie, als sie näher gekommen ist.

"Der Brandlbauer ist do mit sei'n Nazi und schaut's Sach o. Mach, daß d' in d' Stuben nei-kimmst."

"Is scho recht", sagt die Urschel und geht mit dem Vater in das Haus. Vor der Küchentür bleibt sie stehen und schlieft mit den bloßen Füßen in ein Paar Pantoffeln. Dann tritt sie hinter dem Bauern in die Stube und schaut bolzengerade, aber doch ein bissel schüchtern auf die fremden Leute.

Am Tisch sitzt der Brandlbauer; ein stämmiger Alter mit grauen Haaren und glattrasiertem, braun-rotem Gesicht.

Neben ihm sein Nazi im Feiertagsgewande. Lus-tige, kleine Augen, Stumpfnase, großer Mund, hin-ter dem eine Reihe gesunder Zähne heraussieht. In den gut entwickelten Ohrwascheln trägt er Sterne aus Goldblech.

Die Brandlbäuerin sitzt neben der Reischlin auf der Ofenbank. Man sieht nicht viel von ihren Zü-gen, weil sie durch das große schwarze Kopftüchel verhüllt sind. Auf dem Schoße hält sie den bei Be-suchen unerläßlichen Handkorb und darüber-gebreitet einen blauen Schal.

"Da is d' Urschel", sagte der Reischlbauer. "S' Good", ruft der Nazi, und der Brandlbauer sagt: "Jetzt geh mi in Stall naus", damit steht er auf, und die Gesellschaft setzt sich in Bewegung zur Haustür hinaus über den Hof.

Im Pferdestall, der sehr reinlich gehalten ist, sieht der Brandlbauer mit Wohlgefallen das hohe Gewöl-be und die fetten Hinterteile der strammen Gäule.

"Achti?" fragt er.

"Ja", sagte der Reischl, "und oaner is im Feld d'außt."

"San neuni", meint der Brandl und streicht dem nächststehenden Gaul mit der Hand bedächtig über den Rücken.

"l hab allaweil Glück g'habt im Stall", fährt der Reischl fort; "is guetta fünf Johr, daß mi koaner mehr verreckt is. No, 's Fuatta is guat; an Habern bau i selm."

"Baust selm?" fragte der Brandl und schaut dem Rotschimmel prüfend in das Maul.

Währenddem führen auch die zwei Bäuerinnen ein eifriges Gespräch unter der Stalltüre.

"Und mit die Antten (Enten) is mi gor net viel aufgricht", meint die Reischlin; "erst gesting hon i zu der Brummerin g'sagt, Brummerin, sag i, wann mi denkt, was mi an a so an Anten hifuattert, hab i g'sagt nacha is leicht g'schaugt, sag i. Des muaß, ma net moan, hab i g'sagt, daß da Profit so groß is, sag i..."

"Do hoscht recht Reischlin, aba do is mi an Anten no, liaba, wia so a Henn'..."

Die Brandlbäuerin wird durch ihren Ehemann unterbrochen, welcher mit seinem Nazi und dem Reischl unter die Tür tritt und sagt: Jetzt schau mi an Kuahstall o.



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