The Chosen | Was wir fürchten by Pia Sara

The Chosen | Was wir fürchten by Pia Sara

Autor:Pia Sara [Sara, Pia]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783959279727
Herausgeber: Oetinger 34 E-Books
veröffentlicht: 2015-07-31T00:00:00+00:00


Im Haus werden wir bereits erwartet. Nathalie, Mike und Mum sitzen am Küchentisch, während Dan daneben auf und ab geht. Sie bombardieren uns nicht gleich mit Fragen, aber die Neugierde springt geradezu aus ihren Gesichtern.

»Wir hauen ab«, sagt Tilo in einem Tonfall, der klarmacht, dass für ihn die Entscheidung gefallen ist.

»Wie war es?«, fragt Dan mit Aufregung in der Stimme.

»Furchtbar, und wir werden uns gar nicht erst länger damit aufhalten«, antwortet Tilo gutmütig. »Wir müssen packen und überlegen, wie wir die anderen davon abhalten können, uns zu folgen.«

»Rufus war vorhin hier«, sagt Mike. »Sie wollen heute Nacht mit uns eine Waffenübung am Strand machen.«

»Eine Waffenübung?«, hake ich nach.

Mike nickt. »Als Kampfvorbereitung. Ich habe gesagt, dass wir kommen, sonst hätten sie nur Verdacht geschöpft.«

»Verdammt!«, murmelt Tilo. »Dann können wir wohl erst morgen Nacht aufbrechen. Die anderen schöpfen sonst sofort Verdacht, wenn wir nicht kommen.«

»Also machen wir heute Nacht die Waffenübung, und morgen verschwinden wir«, fasst Nathalie zusammen.

»Genau«, bestätigt Tilo.

»Ein paar Sachen haben wir schon gepackt, während ihr weg wart«, sagt Mike und lächelt mich an. Seufzend wende ich mich ab.

»Was nehmen wir alles mit?«

»Hirse, Wasser und ein paar Klamotten, mehr nicht. Je weniger wir tragen müssen, desto besser«, sagt Mum.

Einen Moment herrscht Stille. Dan läuft nicht mehr länger auf und ab, sondern starrt aus dem Fenster.

Können wir es wirklich schaffen?

»Jeanne, da kommt Ian«, sagt Dan und reißt mich damit aus meinen Gedanken.

»Ian?«, frage ich verblüfft und schaue zu Tilo, der alles andere als begeistert wirkt.

Dan nickt. »Ja, ganz sicher.«

»Aber was will er hier? Es wird schon dunkel«, sagt Mike misstrauisch. Ich beachte seinen Kommentar nicht weiter und gehe nach draußen. Es ist tatsächlich Ian. Als er mich sieht, breitet sich Erleichterung auf seinem Gesicht aus.

»Du bist noch da«, stellt er lächelnd fest, als er vor mir steht.

»Bist du deswegen hier?«, frage ich. »Um sicherzugehen, dass ich noch da bin?«

»Ich wollte dich einfach sehen.«

Schweigend sehen wir uns an. Ich denke an den Kuss und werde rot.

»Ähm, willst du reinkommen?«

»Kann ich dich vorher was fragen?«

»Ja, natürlich«, antworte ich.

»Dein Bruder, Tilo. Glaubst du, er würde mich umbringen, wenn ich heute Nacht bei euch bleibe?«, fragt Ian todernst, doch in seinen Augen funkelt es.

Sein Kommentar entlockt mir ein Lächeln. »Ja, da bin ich mir ziemlich sicher. Bist du bereit, dein Leben für mich zu riskieren?«

»Ja, das bin ich«, entgegnet Ian leise. Ich warte auf ein Grinsen, das mir zeigt, dass er scherzt, genauso wie ich. Doch Ian ist plötzlich ganz ernst.

Etwas in mir krampft sich zusammen.

»Ich frage nur kurz, wartest du hier?«

Ian nickt, und ich drehe mich schnell von ihm weg, damit er nicht sehen kann, wie erschrocken ich bin. Ich gehe wieder hinein, schiebe die Tür zur Küche einen Spalt auf und stecke meinen Kopf hindurch.

»Mum? Tilo? Kann Ian heute Nacht hierbleiben?«, frage ich laut.

Wie erwartet öffnet mein Bruder den Mund zum Protest. Mike sieht aus, als hätte ich ihn geschlagen. Ich weiß, dass der Zeitpunkt denkbar schlecht ist. Aber wenn wir morgen gehen und ich Ian nie wiedersehen werde, werde ich jede, absolut jede Sekunde nutzen, die ich noch mit ihm verbringen kann.



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