Tai-Pan by Clavell James

Tai-Pan by Clavell James

Autor:Clavell, James [Clavell, James]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2010-02-11T23:00:00+00:00


18

Longstaff stand mit dem Rücken zur Tür und starrte durch die Fenster der großen Kajüte zum Postschiff hinüber. Struan bemerkte, daß der Eßtisch für vier Personen gedeckt war. Auf dem Schreibtisch lag ein Haufen amtlicher Schreiben. »Guten Tag, Will.«

»Hallo, Dirk.« Longstaff wandte sich um und streckte die Hand aus. Struan fiel es auf, daß er so jung aussah wie seit Monaten nicht. »Das ist doch seltsam, nicht wahr?«

»Was denn?« fragte Struan. Aber er wußte, daß es sich nur um den Russen handeln konnte. Er wollte jedoch Longstaff nicht die Freude verderben, es ihm selbst zu sagen. Außerdem interessierte ihn, wie Longstaff die Lage beurteilte. Denn obwohl dieser in Asien völlig im dunkeln tappte und als Generalbevollmächtigter unbrauchbar für den Handel war, wußte Struan doch, daß er mit seinen Ansichten über die politischen Verhältnisse in Europa immer wieder ins Schwarze traf. Es lohnte sich, ihn anzuhören.

Seitdem Struan das drängendste Problem – nämlich Aristoteles – gelöst und beobachtet hatte, wie Robb ihn sicher an Bord brachte, dachte er über die Gründe für das Auftauchen des Russen nach. Er empfand es als außergewöhnlich beunruhigend, obwohl er keinen vernünftigen Grund dafür anzugeben vermochte.

»Sie werden es noch nicht gehört haben, aber wir haben einen nicht geladenen Gast.«

»Wen denn?«

»Keinen Geringeren als einen russischen Großfürsten, Alexej Sergejew. Er ist mit dem Postschiff eingetroffen.«

Struan war gebührend beeindruckt. »Warum sollte man uns hier in Asien diese ›Ehre‹ antun?«

»Tja, warum?« Longstaff rieb sich fröhlich die Hände. »Er kommt nachher zum Essen her. Clive wird ihn begleiten.«

Clive Monsey war Longstaffs Stellvertreter in seiner Eigenschaft als Generalbevollmächtigter für den Handel. Er war Berufsbeamter und ebenso wie Longstaff aus dem Auswärtigen Dienst hervorgegangen. Für gewöhnlich wurde Monsey durch seine Tätigkeit in Macao festgehalten, wo Longstaff sein Hauptquartier aufgeschlagen hatte.

»Wir haben auch einige interessante Berichte erhalten«, fuhr Longstaff fort, und Struans Spannung stieg. Es war ihm klar, daß keines dieser Schreiben die offizielle Anerkennung des Vertrages von Tschuenpi und die Ernennung Longstaffs zum ersten Gouverneur der Kolonie Hongkong enthielt, da die Nachricht von der glücklichen Beendigung des Krieges gerade erst nach England gelangt sein konnte.

Struan nahm ein Glas Sherry entgegen. »Der Mittlere Osten?« fragte er und hielt den Atem an.

»Ja. Die Krise ist Gott sei Dank überstanden! Frankreich hat sich mit der vom Außenminister vorgeschlagenen Regelung einverstandenerklärt. So ist die Gefahr eines allgemeinen Krieges gebannt. Der türkische Sultan ist uns für unsere Unterstützung so dankbar, daß er einen Handelsvertrag mit uns unterzeichnet hat, der alle türkischen Handelsmonopole beseitigt und das ganze Ottomanische Reich dem britischen Handel öffnet.«

Struan stieß einen Freudenschrei aus. »Bei allen Heiligen! Das ist die beste Nachricht, die wir seit Jahr und Tag erhalten haben!«

»Daß Ihnen das gefallen würde, habe ich mir gedacht«, sagte Longstaff.

Die schon seit langem schwelende Krise stand im Zusammenhang mit den Dardanellen, jener Meerenge, die vom Ottomanischen Reich beherrscht wurde. Sie war der Schlüssel zum Mittelmeer und bilden einen ständigen Anlaß zu Konflikten zwischen den Großmächten – England, Frankreich, Rußland, Österreich-Ungarn und Preußen –, denn für russische Kriegsschiffe stellten die Dardanellen die kürzeste Verbindung dar, wenn sie bis zu den neuralgischen Punkten des Mittelmeers vorstoßen wollten.



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