Tagebuch eines Schriftstellers im Pyjama by Dany Laferrière

Tagebuch eines Schriftstellers im Pyjama by Dany Laferrière

Autor:Dany Laferrière [Laferrière, Dany]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Wunderhorn
veröffentlicht: 2015-12-18T16:00:00+00:00


92. Ein neuer Beruf

Seit einiger Zeit beginnt man auch in weniger entwickelten Ländern von der Schriftstellerei als einem Beruf zu sprechen. Das bedeutet, dass Literatur als Leistung gesehen wird und nicht als das Sprungbrett für den Autor, um sich einen Platz in der Gesellschaft zu erobern. Früher konnte man nach ein paar auf Selbstkosten gedruckten Gedichtbänden und vor allem nach zwei oder drei Romanen in einem angesehenen Verlag sicher sein, eine Stelle als Kulturattaché in Paris oder Madrid zu bekommen. Das mit seiner Arbeit zusammenhängende Prestige erlaubte es dem Schriftsteller, seine Meinung zu allen möglichen Themen abzugeben. Er wurde in den Salons des Bürgertums empfangen. Der neue Autor war noch lange nicht reich, aber er wurde überall gefeiert. Um heute in Haiti oder im Senegal als Romanautor angesehen zu werden, braucht man mindestens ein halbes Dutzend Bücher über die selbst gesetzten Themen – und einen erkennbar eigenen Prosastil. Dieser Beruf erfordert viel Strenge, starke Nerven und große Leistungsfähigkeit. Ein Arzt, der am späten Abend schreibt, ist kein Schriftsteller, sondern ein kultivierter Mann. Einer, der Klavier spielt, wird sich nicht gleich für einen Musiker oder Konzertpianisten halten. Auch wenn es manchen Honoratioren, die in Privatclubs mit ihren Büchern prahlen, nicht gefällt, mit ein oder zwei Werken, selbst wenn sie gut sind, ist man noch nicht Schriftsteller von Beruf (Breton konnte den Ausdruck »Schreiben als Beruf« nicht leiden). Der Schriftsteller entwirft ein Universum, er weiß nur noch nicht, dass er sich damit auf eine endlose Reise begibt.

Es gibt nicht viele, die wie wir eine gute Seite wichtiger finden als alles andere.



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