Subs by Kunkel Thor

Subs by Kunkel Thor

Autor:Kunkel, Thor [Kunkel, Thor]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2011-04-25T22:00:00+00:00


»Hate TV«, meint der alte Mann am Empfangstresen. Er trägt eine getönte Porsche-Brille und erinnert nicht nur wegen seiner ordentlichen Frisur an die gut geschminkte, senkrecht gestellte Leiche von Ronald Reagan. »Es sind mobile Piratensender, wir können da nichts gegen tun. Selbst im Trump Tower hat es schon Ärger gegeben.« Sein Lächeln wirkt fast versteinert. »Manche behaupten, es sind muslimische Bürgermilizen, aber ich denke mal, es sind nur unsere üblichen rassistischen Spinner. Als Nachkommen von Sklaven glauben die halt, sie hätten noch was bei uns gut. «

Das Wort Sklaven bringt Evelyn zurück in die Realität.

»So genau wollte ich das eigentlich nicht wissen …«

»Kann aber nichts schaden.« Der Alte zwinkert ihr aufdringlich zu.

»Es wird hier bald einen Bürgerkrieg geben. Aber keine Sorge, bis es so weit ist, sind Sie schon wieder abgereist, Ma’am.« Er lacht ein stummes, aber heftiges Lachen, eine gehörige Fahne weht zu ihr herüber. »Sigmund Freud – ja, genau der – nannte die Staaten mal einen gigantischen Fehler, und ich denke, er hatte Recht. Jetzt, wo Obongo regiert, denken die, sie könnten den Spieß umdrehen.«

Der farbige Pianist in der Bar stimmt in diesem Moment »That ol’ black magic« an, vielleicht hat er den Monolog des Portiers mitgehört, und diese Melodie ist seine sanftmütige Antwort.

»Ja, spiel du nur, Nigger.« Der Portier nickt manisch, als empfinde er das Lied als Provokation. »Sorry, Ma’am. Aber in dem Land, aus dem er kommt, essen sie sich noch gegenseitig zu Mittag.«

»Sie werden diese Belästigung also nicht abstellen können?«, will Evelyn wissen.

»Misses …« Der Portier lehnt sich über den messingbeschlagenen Tresen. »In New York ist so ziemlich alles eine Belästigung. Deshalb ist dieses Hotel ja auch in Wirklichkeit ein Hochsicherheitstrakt. « Zwei entzündete Augen blinzeln voller Ironie über den Rand der dunklen Gläser. »Wenn ich Ihnen einen Rat geben darf …« Er hält kurz inne, denn ein gut gelauntes Touristenpärchen schlendert vorbei. »Ignorieren Sie einfach diesen Hate-TV-Quatsch. Legen Sie sich ein paar ordentliche New Yorker Scheuklappen zu. Das Miteinander hat hier noch nie funktioniert, selbst wenn heutzutage andauernd Space-Operas laufen, die uns zeigen sollen, dass es möglich ist, mit Feen und deformierten Trollen zu leben. Die Wirklichkeit sieht anders aus, glauben Sie mir.«



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