Submarin by Andreas Eschbach

Submarin by Andreas Eschbach

Autor:Andreas Eschbach [Eschbach, Andreas]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Arena Verlag GmbH
veröffentlicht: 2017-05-21T22:00:00+00:00


24

Ich beeile mich, die Station hinter mir zu lassen und vor allem das brackig schmeckende Wasser darum herum, das mir das Gefühl gibt, Schmutz zu schlucken und einzuatmen.

Während ich schwimme, frage ich mich, ob sie mir wohl dabei zusehen. Ob sie mich auf ihren Schirmen beobachten. Irgendwie bin ich überzeugt, dass Ed das tut, deswegen drehe ich mich nicht um.

Ich schwimme und schwimme, fühle mich benommen und sage mir, dass es von dem muffigen Wasser kommen muss und dass Stickstoff nichts damit zu tun haben kann. Dann bin ich mir auf einmal nicht mehr sicher, ob ich überhaupt in die richtige Richtung schwimme.

Eine Weile paddle ich panisch umher, ehe ich die Felsformationen wiederfinde, an denen ich mich auf dem Herweg orientiert habe.

Nirgends eine Spur von Sechs-Finger. Er wird mich doch nicht im Stich gelassen haben?

Hat er nicht. Einen Atemzug, nachdem ich ihn verdächtigt habe, entdecke ich ihn – das heißt, eigentlich den Wal, der unruhig hin und her schwimmt, als könne er es auch nicht erwarten, von hier wegzukommen.

Sechs-Finger scheint genauso erleichtert zu sein, mich zu sehen, wie ich es bin, ihn wiedergefunden zu haben.

Du warst lange weg, hält er mir vor. Ich dachte schon, du kommst gar nicht wieder.

Ich war drinnen, erzähle ich, gleite neben ihn und streife die Halteschlaufe über.

Drinnen? Sechs-Finger hat immer noch alle Hände voll zu tun, Kleiner-Fleck ruhig zu halten. Und? Den Gefangenen gefunden?

Ich schüttele den Kopf. Da ist kein Gefangener. Dein Vater hat sich geirrt.

Sechs-Finger sieht mich warnend an. Sag ihm das bloß nicht, rät er mir. Er hasst es, unrecht zu haben. Er hasst es ausgesprochen.

Ich nicke. Das hätte ich sowieso nicht gewagt, dazu habe auch ich zu viel Schiss vor Hohe-Stirn.

Jedenfalls ist alles ganz anders, erkläre ich.

Sechs-Finger winkt ab. Lass uns erst mal von hier verschwinden. Kleiner-Fleck kann es kaum noch erwarten wegzukommen.

Ich auch nicht, erwidere ich.

Weil ich schon ahne, was jetzt kommt, lege ich mich gleich auf den Bauch, und tatsächlich: Sechs-Finger gibt dem Wal dieselbe Art Schlag wie bei unserem ersten Ritt und das Tier rast mit Höchstgeschwindigkeit los. Diesmal ist es Sechs-Finger, den es umwirft.

Ich schließe die Augen, halte mein Gesicht in das strömende Wasser. Es fühlt sich an, als hielte jemand einen voll aufgedrehten Feuerwehrschlauch direkt auf mich gerichtet – aber es tut gut. Je schneller wir aus der toten Zone kommen, desto besser.

Tatsächlich legen wir den Weg zum Lager in ungleich kürzerer Zeit zurück, als wir für den Hinweg gebraucht haben. Es ist ein mittlerweile vertrauter Anblick: die vielen halb kugeligen Zelte, wie Trauben über die Ebene verstreut, im Mondlicht scharfe Schatten werfend, dazwischen das heimelig grünliche Licht der Glo-Fische in ihren Körben.

Als wir bei der Herde sind, machen wir uns los. Sechs-Finger entlässt Kleiner-Fleck mit einem letzten sanften Klapps, worauf der Wal sofort nach oben schwimmt, um Luft zu holen. Wir setzen uns in Richtung Lager in Bewegung, aber wir haben es nicht besonders eilig. Ein Wachposten sieht uns, grüßt den Prinzen voller Respekt.

Also, meint Sechs-Finger. Was hast du herausgefunden?

Ich erzähle ihm alles. Er sieht mir aufmerksam zu, und je mehr ich berichte, desto sorgenvoller schaut er drein.



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