Sturz in den Tod by Anke Gebert
Autor:Anke Gebert [Gebert, Anke]
Die sprache: deu
Format: mobi, epub
ISBN: 9783863581084
Herausgeber: Emons Verlag
veröffentlicht: 2012-07-22T22:00:00+00:00
SECHS
Das Zimmer lag im Anbau eines Einfamilienhauses aus den sechziger Jahren und war möbliert. Die Möbel waren so braun wie der Teppich und vermutlich die ehemalige Einrichtung der Vermieter gewesen, bis sie sich eine neue für ihr Eigenheim gegönnt hatten. Bei der Besichtigung roch der Raum muffig, als hätte ihn lange niemand bewohnt. Auch die Fliesen im Badezimmer waren braun, in den Fugen schwarze Stockflecken. In der Kochnische roch es nach ranziger Butter. Dafür war die Miete sehr günstig. Romy gab vor, länger bleiben zu wollen, weil sie überlege, sich in Ruhe an der Ostsee ein neues Zuhause aufzubauen. Die Vermieter, ein älteres Ehepaar, fragten nicht weiter nach, und Romy merkte ihnen die Freude darüber an, dass jemand nach so langer Zeit ihr Feriendomizil mieten wollte. Sogar eine junge Frau aus Berlin zog bei ihnen ein, also lag es doch nicht an ihrem Anbau, dass ihn kaum noch jemand mietete oder während des Aufenthalts nicht zufrieden mit der Ausstattung gewesen war.
Im Gegensatz zu Travemünde mutete Niendorf eher wie ein Dorf an. Ein Dorf mit kleinem Fischereihafen, das kaum etwas Mondänes bot. Romy war sich sicher, dass ihre Mutter sich nicht hierher verirren würde.
Sie durfte den Garten ihrer Vermieter mitbenutzen, das Stückchen Wiese, auf dem an »ihrem« Anbau separate Gartenmöbel mit braun geblümten, stockfleckigen Sitzauflagen standen. Romy nahm einen alten Blumentopf, der an der Hausmauer lag, und stellte ihn als Aschenbecher auf den Tisch. Sie schrubbte die Wohnung mit Putzmitteln, die sie im Edeka an der HauptstraÃe gekauft hatte, und packte ihre wenigen Sachen aus, die sie aus Berlin mitgebracht hatte.
Romy wusste noch nicht, wie lange das Ganze hier dauern würde. Sie hoffte, nicht allzu lange. Zur Not müsste sie in Niendorf in einer Kneipe jobben, in die sich ihre Mutter ebenfalls nicht verirren würde. Sie hatte noch keinen richtigen Plan, wie sie weiter vorgehen sollte, doch so wie neulich würde sie sich keinesfalls noch einmal zurückweisen lassen.
»Wenn es da etwas gibt, das Sie angehen sollten, dann sollten Sie es angehen«, hatte ihr der Arzt nach ihrem Schlaganfall gesagt. Romy würde es angehen.
Noch am Tag ihres Einzuges in Niendorf schrieb sie einen Brief an ihre Mutter, in dem sie sich für das erste Treffen bedankte und um ein weiteres bat. Danach wartete sie auf den Anruf ihrer Mutter. Er kam nicht.
Wie von einer unsichtbaren Kraft getrieben, lief Romy immer wieder die fünf Kilometer am Brodtener Ufer entlang nach Travemünde, um in der Nähe des Maritim heimlich nach ihrer Mutter Ausschau zu halten. Sie beobachtete sie mehrmals, wie sie im Pool in einem blauen Badeanzug und Rüschenbadekappe schwamm. Romy sah ihre Mutter, wie sie sich vom Pförtner der Residenz eine Zeitung und eine kleine Brötchentüte aushändigen lieÃ. Romy beobachtete ihre Mutter, als diese über die Brüstung ihres Balkons im dreiÃigsten Stockwerk in die Ferne sah. Dass sie dabei manchmal nicht allein war, das beobachtete Romy auch. Sie folgte ihrer Mutter, als sie ins Casino ging, in ihrer Nähe wieder der junge Mann, mit dem sie offenbar verabredet war.
Oft beschloss Romy, ihrer Mutter gegenüberzutreten und sie zu einem weiteren Gespräch zu zwingen.
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