Stumme Geister by Todd Charles

Stumme Geister by Todd Charles

Autor:Todd, Charles [Todd, Charles]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2015-04-22T16:00:00+00:00


Am Ortsrand von Seelyham standen Fachwerkhäuser mit Reetdächern dicht nebeneinander. Dann wurde die Straße breiter, ein paar Seitenstraßen zweigten von ihr ab, und man gelangte zu einem kleinen Dorfanger, der von zwei- und dreistöckigen Backsteinhäusern gesäumt wurde. Eines war mit Efeu bewachsen und trug stolz ein Schild zur Schau, das es als das Seelyham Arms auswies. Gleich um die Ecke stand ein kleines Gasthaus mit zwei Bänken zu beiden Seiten der Tür. Ein Weg zweigte nach rechts zu der etwas höher gelegenen Kirche ab. Dahinter zog sich die Mauer des Kirchhofs ein Stück weit an dem Weg entlang, wogegen auf der anderen Seite ein ziemlich schäbiges Haus stand, das sich in drei Flügel verzweigte; der Verputz war zu einem hellen Beige verblasst, und in den spitz zulaufenden Fenstern spiegelte sich der Kirchturm wider. Das Polizeirevier, erfuhr Rutledge von einem Farmer, der gerade seinen Hund spazieren führte, befand sich direkt hinter dem Pub.

Rutledge ließ Miss Shaw in der gediegeneren Gaststube des Seelyham Arms zurück und bestellte Tee und Sandwiches für sie, ehe er sich ins Revier begab. Es war zwischen zwei Geschäften eingezwängt, von denen eines Fleisch im Schaufenster hängen hatte und das andere eine Bäckerei war, in deren Auslage Kuchen und Brot zu sehen waren.

Er fand Dowling im Gespräch mit einem vierschrötigen rotgesichtigen Mann vor, der ihm als Grimes vorgestellt wurde, der hiesige Inspector. In dem stickigen kleinen Büro herrschte eine nahezu klaustrophobische Atmosphäre. Die Wärme, die die Körper abstrahlten, und der Geruch nach verdorbenem Essen weckten in Rutledge den Wunsch, die Tür ins Freie weit offen stehen zu lassen.

Barsch und ohne Umschweife erklärte Grimes: »Ich habe Mr. Dowling die Liste mit den Namen der Männer vorgelegt, die als potenzielle Opfer gelten müssen, falls unser Mörder seinen Wirkungskreis ausweitet. Es schien uns eine gute Idee zu sein, mit jedem der Männer ein paar Worte zu wechseln, und genau das haben wir gerade getan.«

Rutledge fragte sich, wie viele diensttaugliche Männer wohl in den Krieg marschiert waren, wenn man die geringe Einwohnerzahl der Ortschaft in Betracht zog. Er setzte sich auf den Stuhl, der ihm angeboten wurde, und erwiderte: »Ich nehme an, sie haben gemeinsam mit den Männern aus Marling gedient?«

Grimes warf einen Blick auf ihn, maß seine auffallende Körpergröße, sein hageres Gesicht und seine gehetzten Augen, doch etwas in Rutledges Auftreten ließ ihn für sich einnehmen. »Richtig. Bis auf zwei, die zur See gefahren sind.« Er seufzte. »Die Farmer haben sich daran gewöhnt, dass sie fort sind, und sie schaffen es irgendwie. Aber es ist nicht mehr so wie früher – und es wird auch nie mehr so werden. Außerdem fehlt das Geld für die Mechanisierung.«

»Was hatten diese Männer zu sagen?«, fragte Rutledge.

»Nicht gerade das, was man als hilfreiche Informationen bezeichnen würde. Dowling hat dagesessen und sie beobachtet, und er ist meiner Meinung: Niemand scheint etwas zu wissen, was wir nicht selbst schon wussten.« Grimes reichte Rutledge eine Liste, die dieser schnell überflog. Keiner der Namen war ihm bekannt. »Außerdem hatte ich bereits mit dem Pfarrer gesprochen. Man könnte sagen, wir hätten unsere Eindrücke miteinander verglichen.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.