Stille Rache by Laura Landon

Stille Rache by Laura Landon

Autor:Laura Landon [Landon, Laura]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2014-12-19T05:00:00+00:00


Simon öffnete die Tür des letzten Schrankes. Leer. Er warf einen Blick auf seine schlafende Frau und vergrub die Hände in den Taschen seiner Reithosen. Er war schon seit fast einer Stunde auf und fertig angezogen, doch seine Frau brauchte anscheinend noch mehr Ruhe. Er machte sich nicht die Mühe, sein zufriedenes Lächeln zu verbergen, während er die Schränke seiner Frau weiter durchsuchte.

Er fand drei sehr abgetragene Tageskleider mit zerfaserten Kragen und Bündchen und drei etwas bessere Kleider in dunklen, leblosen Farben. Er erkannte das dunkle Kleid wieder, in dem er sie gesehen hatte, als sie zum ersten Mal zu ihm gekommen war. Und das gestreifte Kleid, das sie gestern im Park getragen hatte. Und das hübsche, wenn auch schlichte, Kleid, in dem sie getraut worden war.

Wo waren ihre restlichen Kleider? Die festlichen Roben? Die schicken Kleider, die sie tragen würde, wenn sie ausgingen?

Simon ließ die Schranktüren einen Spalt weit offen und trat hinaus in den Flur.

»Beatrice«, sagte er zu dem Dienstmädchen, das gerade die Treppe hinauf kam. »Wo bewahrt Ihre Herrin ihre Ballkleider auf?«

»Ihre Ballkleider?« Ihr verdutzter Gesichtsausdruck war nahezu drollig.

»Ja. Ihre Kleider. Die Kleider, die sie trägt, wenn sie ausgeht.«

»Ach so.« Die Bedienstete faltete die Hände vor ihrer Taille. »Die Herrin geht fast nie aus.«

»Ich weiß«, räumte Simon verdrießlich ein, »aber sie besitzt doch bestimmt noch andere Kleider als die, die in ihrem Zimmer hängen. Jede Frau hat zusätzliche Schränke voll unnützer Kleidung.«

»Nicht die Herrin, Mylord. Sie ist sehr genügsam.«

»Sie hat kein anderes Zimmer, in dem sie ihre Kleider aufbewahrt?«

Das Dienstmädchen schüttelte mit dem Kopf.

Simon blickte den Korridor hinab und sah nur Zimmer, deren Türen offen standen. Was sich darin befand, wusste er. In allen, außer im Raum ganz am Ende. Er lief über den langen Korridor und drehte am Knauf. Die Tür war verschlossen.

»Was bewahrt Ihre Herrin in diesem Raum auf?«

Beatrices Augen wurden groß, und sie rang die Hände in ihrer Schürze. »Sachen, Mylord. Nur die Sachen der Herrin.«

»Sachen?« Simon zog die Augenbrauen hoch und fixierte das nervöse Dienstmädchen mit eisigem Blick. »Was für Sachen, Beatrice?«

»Das zu sagen ist mir nicht gestattet, Mylord. Es sind die persönlichen Sachen der Herrin.«

»Haben Sie einen Schlüssel?«

»Oh nein, Mylord. Nur die Herrin hat einen Schlüssel.« Beatrice verdrehte ihre Schürze noch mehr. »Aber die Herrin bewahrt keines ihrer Kleider in dem Raum auf. Nur ihre persönlichen Sachen.«

»Keine Kleider?«

»Nein, Mylord.«

Simon machte auf dem Absatz kehrt und lief zurück zu seinem Zimmer. Wo bewahrte seine Frau ihre restliche Kleidung auf? Sie musste doch noch welche haben. Und was für persönliche Sachen besaß sie, die sie hinter Schloss und Riegel aufbewahren musste?

Simon wandte sich wieder dem verschreckten Dienstmädchen zu. »Beatrice, lassen Sie Ihrer Herrin ein heißes Bad und eine Tasse Kakao bringen.«

»Ja, Mylord. Auf der Stelle.«

Bevor Simon der flattrigen Bediensteten sagen konnte, dass die Köchin Jessica auch eine Scheibe Toast zubereiten sollte, war sie schon halb die Treppe hinab und außer Hörweite.

Simon begab sich zurück zu seiner Frau. Als er den Raum betrat, war Jessica am Aufwachen. Sie streckte sich wie eine träge Katze und drehte sich zur anderen Seite des Bettes.



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