Stalingrad by Unbekannter Autor
Autor:Unbekannter Autor
Die sprache: deu
Format: epub
Ich konnte nicht glauben, was sie damit anscheinend sagen wollte. Prostitution war in Gandalara so gut wie unbekannt. Sie machte einen Bruchteil von Worfits Geschäft aus, und ich nahm an, daß ein Knotenpunkt wie Chizan ein blühendes Rotes Viertel hatte. Aber es bestand im allgemeinen kein so großer Bedarf danach wie in Ricardos Welt.
Dies war eine weitere Nebenerscheinung der gandalari-schen »inneren Bewußtheit«. Die Frauen wußten, wann sie empfängnisbereit waren. Zu jeder anderen Zeit trafen sie ihre Entscheidungen auf der Grundlage ihrer eigenen Wünsche. Es schien in dieser Welt keine Geschlechtskrankheiten zu geben, und ohne die Drohung einer unerwünschten Schwangerschaft wurde sexuelle Aktivität als Teil des normalen Lebens angesehen, selbst bei sehr jungen Leuten. Es würde einen Vater mehr verstimmen, wenn seine Tochter einen ihm nicht genehmen Freier mochte, als wenn sie mit ihm schlief.
Bei dieser vorherrschend freien Atmosphäre dienten die Prostituierten den Fremden in der Stadt oder den Männern und Frauen, deren Vorlieben so bizarr waren, daß sie keine freiwilligen Partner dafür finden konnten. Manchmal waren sie in einer Sache besonders gut...
Bei allen Heiligen!
»Aber...« Es war mir unmöglich, den Schock zu verbergen, den ich empfand. »Aber ein Mann in Moliks Position könnte alle Frauen haben, die er will!«
Wieder war da das bittere, kleine Lächeln. »Mit meinen Fähigkeiten konnte ich jede Frau sein. Ich ging in sein Büro, sagte ihm genau das, bewies es ihm und erklärte mich bereit, sechs Monde bei ihm zu bleiben, wenn er am Ende der Zeit mein Unternehmen finanzieren würde.«
Du warst sechzehn! Und in Markassets Erinnerung ist eine Aufnehmerinnen-Schule ein sehr ruhiger, abgeschiedener und behüteter Ort. Irgend etwas paßt hier nicht zusammen...
Sie zuckte die Achseln, ihre Gedanken liefen parallel zu meinen. »Es kam mir seltsam vor, daß ich genau wußte, was ich zu tun hatte. Ich hatte es... ich war davor nie mit einem Mann zusammen gewesen. Mir war klar, daß es kein besonders ehrenhafter Weg war, das Geld zu verdienen, aber es schien der einzige zu sein, die Summe, die ich brauchte, in kurzer Zeit zusammenzubekommen.
Diese sechs Monde waren nicht unerträglich. Molik ist ein präsentabler Mann, und er war immer verschwenderisch dankbar... bis die Zeit um war. Ich entdeckte viel zu spät, daß Illusion unter bestimmten Umständen gefährlich ist. Molik hatte angefangen... süchtig danach zu werden.«
Psychische Abhängigkeit, dachte ich. Nicht überraschend.
Tarani hatte sich eine Wasserhaut genommen und warf sie zwischen den Händen hin und her.
»Ich muß Molik eins zugute halten - er hat unsere Vereinbarung erfüllt«, setzte Tarani ihren Bericht fort. »Er ließ mich gehen. Aber er hat nie aufgehört, nach einem Weg zu suchen, mich wieder zu besitzen.«
»Du magst recht haben, und er wird deinen Onkel freilassen - diesmal«, sagte ich. »Aber nachdem er jetzt den richtigen Hebel gefunden hat - glaubst du denn, daß Volitar je vor ihm sicher sein wird?«
Eine Hand verkrampfte sich um die halbleere Wasserhaut. »Glaubst du denn, daß er noch lange leben wird, nachdem er meinen Onkel freigelassen hat?«
Ich saß schweigend da und bedachte, was sie gesagt hatte. Schließlich fragte ich: »Warum hast du mir das alles erzählt?«
»Um dich zu überzeugen, daß du mich gehen lassen solltest.
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