Stadt der Liebe by Heinz G. Konsalik
Autor:Heinz G. Konsalik [Konsalik, Heinz G.]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2010-09-30T04:00:00+00:00
Der Gascogner band die Pferde zwischen all den anderen Pferden und Wagen am Chatelet, nahe der Bougerie an und half Jeanette vom Kutschbock. Das heißt, er wollte helfen, wollte mit beiden Händen um die Taille greifen, doch Jeanette schlug sie ihm weg und sprang selbst auf das Pflaster.
Da stand sie nun. Und mitten im Paris. In dieser Straße, bis hinüber zum Quai de la Mégisserie, war es doch stets dasselbe: Lärm, Krach und Aufregung. Und ein babylonisches Gewirr vieler, auch ausländischer Stimmen. Nicht nur die Gerber und die Metzger luden hier ihre Ware ab, hier gab es auch das Lagerhaus der Tuchmacher-Zunft, dann die unzähligen Schiffsagenturen, die ihre Fracht verteilten. Aus aller Herren Länder strömten die Waren, die die unersättliche Stadt verschlang. Und gleich dort drüben, am Pont du Change, die zur Île de Cité führte, tauschten die Ausländer, die gleichfalls aus allen Richtungen des Himmels in Paris eintrafen, ihre Münzen in französische Dukaten, in Gold- oder Kupferstücke.
Gute und kräftige Pferde besaß der Maître Michel Dumont. Und so hatte die ganze Reise noch nicht mal zwei Stunden gedauert. Dabei war ja noch das lästige Warten am Chartre-Tor abzuziehen, wo wieder einmal Kontrollen stattfanden und jeder einfahrende Wagen von Soldaten aufs Genaueste inspiziert wurde. Auch hier Polizei und Gardisten. Was suchten die nur? Na, egal …
Was zählte war allein, daß sie ihr Ziel erreicht hatte. Und so stand sie nun, ein wenig ängstlich, das schon, und blickte hinüber zu den Seine-Inseln. Wie zwei von goldenem Licht umspülte Schiffe lagen sie, und die Nachmittagssonne zeichnete die Schatten ihrer vielen Türme lang und schwarz über die Dächer. Selbst der Fluß nahm sein Bad in all diesem schwimmenden Gold.
»He, was ist denn?«
Der Gascogner hatte sie in die Seite gestoßen, und sie fuhr herum.
»Hast du überhaupt gehört, was ich dir gesagt habe?«
Sie schüttelte den Kopf.
»Hab' ich's mir doch gedacht. Was ist bloß mit dir, Jeanette? Mein Gott, wie soll das noch ausgehen?«
Ja, dachte sie, wie? Gut mußte es ausgehen. Wie denn sonst?
Blaises wasserhelle Augen suchten sie zu durchbohren, nichts als Anklage im Blick. »Jetzt hörst du aber zu.«
»Natürlich. Verzeih.«
»Mon dieu, was bleibt mir schon übrig? Als ob's nicht reichte, daß du zu Hause einen verrückten und obendrein noch kranken Dichter hast, spielst du auch noch selbst verrückt, kuckst rum, als seist du irgendwo auf den Wolken oder was weiß ich wo, jedenfalls nicht auf dieser Welt.«
Er hatte ja recht.
»Dies aber«, so schrie er, »dies ist nicht Neuilly, dies ist Paris!«
»Das seh' ich selbst.«
»Werde nur nicht schnippisch. Also, ich wiederhole es dir nochmals: Ich habe jetzt im Lagerkontor zu tun. Dann wird hier abgeladen. Aber das dauert nicht allzulange. Ich schätze eine Stunde.«
Das war wirklich wenig.
»Und?«
»Und, und. Wir müssen uns jetzt trennen, Jeanette. Siehst du diese Uhr dort oben am Turm? Eine Stunde, nicht länger. Denn dann fahre ich zurück nach Neuilly. Und wenn du nicht da bist, kannst du drüben im Spital schlafen. Unter all den anderen Irren. Drüben, dort, im Hôtel de Dieu.«
»Ich werde hier sein.«
Er grinste, schüttelte den Kopf, kniff sie leicht in die Wange und sah sie lange an.
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