Spur der Pferde by Clover Stroud

Spur der Pferde by Clover Stroud

Autor:Clover Stroud [Stroud, Clover]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Bastei Entertainment
veröffentlicht: 2015-03-19T16:00:00+00:00


Kapitel 6

Die Rapsfelder, durch die ich mit Trigger auf meinem Weg von Baulking nach Uffington fahre, sind so gelb wie Mums Küchenwände damals in Minety, wo dieses kräftige Eigelb hinter den Tellern mit dem Weidenmuster, die sie auf der Anrichte aufgestellt hatte, sogar noch strahlender wirkte. Während Triggers Hufeisen dahinklappern, Metall auf Beton, schließe ich die Augen ein wenig und berühre die Vergangenheit. Es ist windstill, England bereitet sich auf den Sommer vor. Der klebrig süße Duft des Raps umgibt mich wie ein Mantel. Ich lasse Trigger im Schritt gehen, und das Geschirr um sein Hinterteil strafft sich, als er kurz stehen bleibt, um seine lange Mähne an seinem ausgestreckten Bein zu reiben. Hinter Uffington erstreckt sich die Horizontlinie des White Horse Hill. Ich lasse die Zügel schnalzen, damit Trigger wieder antrabt, und wenig später sind wir am Fuß des Berges mit den Wiesen, die noch immer die welligen Spuren des Gletschers aufweisen. Der Berg ist steil, und ich verlange viel von Trigger, wenn ich von ihm erwarte, den Wagen dort hinaufzuziehen. Also schnalze ich noch einmal mit den Zügeln und lasse ihn traben. Über mir liegt das weiße Pferd; auf der anderen Seite fällt der Berg steil ins Gletschertal des Manger ab. Oben angekommen binde ich Trigger in einer Parkbucht am Wegrand fest und lehne mich an seine Seite, während wir beide wieder zu Atem kommen.

Das Tal des weißen Pferdes liegt jetzt unter uns, und der Horizont erstreckt sich von tief im Westen bis zur grauen Masse des Mount Swindon im Osten. Ganz in der Ferne kann ich die dunkleren Umrisse der Chiltern Hills erkennen. Ein roter Drachen kreiselt über mir, und flache Wolken ziehen über den blauen Himmel. Trigger ist froh, sich nach dem steilen Anstieg ausruhen zu können, also schließe ich die Augen und stehe einfach da wie vor fünfzehn Jahren, mit einem anderen Pferd, einem anderen Wagen, am Tag vor der Geburt meines Sohnes Jimmy.

Jimmy brachte das vollkommene Glück in mein Leben, aber das konnte ich noch nicht wissen, als ich die beiden blauen Linien auf dem weißen Plastikstäbchen sah. Damals hatte ich einfach nur schreckliche Angst. Ich saß auf dem Rand einer Badewanne mit Löwenfüßen in Marks Badezimmer, und die beiden blauen Linien pulsierten förmlich in meinen zitternden Händen. Ich riss das andere Päckchen auf und setzte mich auf die Toilette, um auch auf das zweite Teststäbchen zu pinkeln. Aber man kann einen positiven Schwangerschaftstest nicht austricksen, und als ich über den Hof zu meiner Wohnung ging, konnte ich nur noch eines denken: Was um alles in der Welt mache ich jetzt?

Ich lebte in einer Stallwohnung und bekam von Mark hundertfünfzig Pfund, damit ich jeden Morgen seine Pferde bewegte. Ich hatte eine Matratze auf dem Boden und eine Wand mit ein paar alten Drucken und Gemälden aus Minety, und Dan war mehr oder weniger bei mir eingezogen. Da ich ihn schon mit siebzehn kennengelernt hatte, waren wir seit fast sieben Jahren befreundet, was mir sehr lange vorkam. Richtig zusammen waren wir aber erst seit knapp vier Monaten.



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