Spiel mit ihr - Roman by Schöffling

Spiel mit ihr - Roman by Schöffling

Autor:Schöffling [Gerstenberg, Franziska]
Die sprache: eng
Format: epub
veröffentlicht: 2014-11-01T04:00:00+00:00


- 18 -

Emma beginnt, Dinge in Meisners Wohnung zu bringen. Ein graues Sofakissen, zwei Schulbücher, bei denen es Meisner wundert, dass sie sie in der Schule nicht braucht, aber offenbar werden sie nicht vermisst. Am nächsten Tag einen kleinen Plastikbehälter mit zehn Garnrollen in unterschiedlichen Farben. Emma schiebt die Sachen unter den Tisch am Fenster, ganz an die Wand, unter die Heizung, als müsste sie noch Platz bereithalten, als würde da bald mehr kommen.

An einem Vormittag, an dem der Himmel nach Sommer aussieht, nicht nach Dezember, zieht Meisner Vaters warmen Wintermantel an und nimmt die Wochenzeitung mit nach draußen. Der Spielplatz hinter dem Haus ist klein, zwei Klettergerüste, eine Rutsche, zwei Schaukeln direkt nebeneinander, darunter schmutziger Sand. Das eine Klettergerüst erinnert an eine aus Seilen geknüpfte Pyramide. Ein paar Mütter warten auf den Bänken am Rand auf die spielenden Kinder. Wenn man warm genug angezogen ist, kann man eine Weile in der Sonne sitzen, ohne zu frieren.

Nachdem Meisner einen Artikel gelesen hat, faltet er die Seiten zusammen und legt die Zeitung neben sich auf die Bank. Er achtet kaum auf die Jungen und Mädchen, die sich kreischend anschieben, die Rutsche hinunter, manchmal halten sich mehrere Kinder aneinander fest und rutschen gemeinsam, und danach klettern sie sofort wieder die Leiter hinauf.

Meisner steckt die Hände in die Manteltaschen und schließt die Augen, die Sonne scheint ihm genau ins Gesicht. Nur die Ohren kann er nicht verschließen. Die streitenden Kinder wiederholen ihre Sätze immer wieder. Ich hab’s nicht gemacht. Hast du doch. Hab ich nicht. Hast du doch. Meisner ist kurz davor einzuschlafen, als er plötzlich eine Stimme ganz in der Nähe hört, keine Kinderstimme. »Warum sitzen Sie hier?«

Vor Schreck kneift er die Augen erst fest zusammen. Dann öffnet er sie doch und sieht eine Frau, die er flüchtig kennt, weil sie in seinem Haus wohnt. Die Frau steht direkt vor ihm, und er ist sich nicht sicher, welches Kind zu ihr gehört. »Wie bitte?«

»Warum Sie hier sitzen!«

Die Frau verstellt ihm die Sonne.

»Ich weiß nicht… Ich verstehe nicht…«

In den Taschen des Wintermantels presst er seine Hände gegen die Oberschenkel, in der rechten Tasche steckt ein altes Taschentuch.

»Das ist ein Spielplatz«, sagt die Frau, »kein Park. Wir möchten wissen, warum Sie hier sind.«

Zwei Mädchen haben aufgehört zu schaukeln und starren herüber.

Meisner hört sich sagen: »Ich will nur ein bisschen die Sonne… dafür stehen doch Bänke hier, auf denen man sitzen kann…«

Die Frau schüttelt den Kopf. »Sitzen Sie bitte woanders, nicht hier am Spielplatz.« Sie wartet, bis Meisner genickt hat, dann erst dreht sie sich um und geht zurück zu den anderen, jüngeren Müttern, die sofort die Köpfe mit ihr zusammenstecken.

Meisner steht auf. Weil er nicht an den Frauen vorbeigehen will, tritt er direkt von der Bank auf den Rasen, stößt sich dabei an einem Mülleimer, quer über die vernachlässigte Wiese läuft er zum Haus. Die Blicke folgen ihm, auch die Sonne strahlt jetzt auf seinen Hinterkopf. Meisner drückt die Hände noch tiefer in die Manteltaschen, das verklebte, zusammengeknüllte Taschentuch in der rechten muss seit



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