Spiel der Herzen by Heinz G. Konsalik
Autor:Heinz G. Konsalik [Konsalik, Heinz G.]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2010-09-30T04:00:00+00:00
Thekla Bendows Briefe aus Düsseldorf kamen in schöner Regelmäßigkeit. Und Frank beantwortete jeden. Naturgemäß schliff sich die Förmlichkeit zwischen ihnen, deren sie sich anfangs befleißigt hatten, mehr und mehr ab; der Ton wurde vertrauter. Frank begann seine Briefe nicht mehr mit »Sehr geehrte gnädige Frau«, sondern mit »Liebe Frau Thekla« bzw. dann nur noch mit »Liebe Thekla«; und sie mit »Lieber Frank«. Dieser Tage schrieb sie:
Lieber Frank,
davon, was Sie von Liebe halten, haben Sie mich in Ihren Selbstdarstellungen nun schon einiges wissen lassen. Umgekehrt ich Sie von mir auch. Sie sind nicht verheiratet, habe ich von Anfang an angenommen und Ihnen das mitgeteilt. Da Sie mich bis zum heutigen Tag nicht korrigiert haben, darf ich annehmen, daß das auch stimmt. Richtig? Nun mal eine Frage an Sie. Was halten Sie von Ehebruch? Was verheiratete Männer davon halten, weiß ich. Nämlich viel, sonst würden sie ihn nicht massenweise begehen. Aber Sie, Frank, was halten Sie davon? Sie stehen gewissermaßen noch über den Dingen, deshalb würden mich gerade Ihre Antworten auf folgende Fragen interessieren: Verurteilen Sie den Ehebruch ohne Wenn und Aber?
Falls ja, warum? Falls nein, warum nicht?
Ist der Ehebruch einer Frau mit anderen Augen zu sehen als der eines Mannes? Falls ja, warum?
Was sagen Sie zu einem Mann, der in einer intakten, absolut glücklichen Ehe lebt und fremdgeht? Was zu einer Frau, die das tut? Ich bin sehr neugierig, was ich von Ihnen hören werde, Frank. Sind Sie aber bitte absolut ehrlich, so wie auch ich Ihnen bisher immer nur das geschrieben habe, was meine wahre Meinung bzw. mein wahrer Standpunkt ist.
Viele Grüße!
Ihre Thekla Bendow
Erklärlicherweise lag dieser Brief dem Empfänger ziemlich schwer im Magen. Franks Lust, ihn zu beantworten, war zum erstenmal nicht groß. Das sprach für ihn. Ein anderer hätte sich hingesetzt und munter drauflosgeschrieben, ohne von schwarzen Gedanken an eine eigene Verfehlung beschwert zu sein.
Frank suchte ein Gespräch mit Werner Ebert.
»Lies mal«, sagte er, ihm den Brief Theklas reichend. »Die hat sie doch nicht mehr alle.«
Werner las. »Wieso nicht?« fragte er, als er die Lektüre beendet hatte.
»Die soll doch nicht mich Sachen fragen, in denen sie längst firm ist.«
»Woher willst du das wissen?«
»Zweifelst denn du daran, daß die in ihrer Ehe fremdging, daß die Fetzen flogen?«
»Nein«, meinte Werner trocken.
»Na also.«
»Stört dich das?«
»Ja«, sagte Frank.
»Dann schreib es ihr.«
»Was soll ich ihr schreiben? Daß sie ein Flittchen ist?«
Werner blickte Frank an wie einen Doofen, wobei er sagte: »Nein, das natürlich nicht, sondern daß du gegen Ehebruch bist. Ohne Wenn und Aber. So lautet doch ihre erste Frage?«
Frank nickte.
»Und die zweite«, fuhr Werner fort, »warum du das bist?«
»Ja.«
»Gibt es etwas Einfacheres für dich, als darauf zu antworten? Bei deiner Ehe? Du brauchst doch nur auf dich als Ehemann zu blicken. Etwas anderes wäre es, wenn du ein großer Seitenspringer vor dem Herrn wärst.«
»Weiß man's?«
»Was?«
»Ob ich ein solcher bin oder nicht?«
Darauf konnte Werner nur geringschätzig grinsen.
»Du nicht! Du bist doch längst für die Menschheit verloren, wenn ich mal so sagen darf. Für dich könnte deine Frau auch dann noch die Hand ins Feuer legen, wenn Marilyn Monroe von den Toten auferstehen und versuchen würde, dich rumzukriegen.
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