Sixtinische Verschwörung by Philipp Vandenberg

Sixtinische Verschwörung by Philipp Vandenberg

Autor:Philipp Vandenberg [Vandenberg, Philipp]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 978-3-8387-5775-9
Herausgeber: Bastei Entertainment
veröffentlicht: 2015-05-02T16:00:00+00:00


Donnerstag darauf

DIE VERÖFFENTLICHUNG DER ZEITUNG »UNITÀ« BLIEB nicht ohne Wirkung. Im Pressebüro des Vatikans drängten sich die Journalisten.

AIFALUBA, was bedeutet AIFALUBA?

Welche Abkürzung steckt hinter diesem Code?

Wer hat die Inschrift entdeckt? Wie lange ist sie bereits bekannt?

Ist sie gar eine Fälschung, soll sie entfernt werden?

Warum reagiert der Vatikan erst jetzt auf die Entdeckung?

Was wird von der Kurie verschwiegen?

Welche Fachleute sind mit der Angelegenheit befasst?

War Michelangelo ein Ketzer?

Wenn ja, welche Konsequenzen erwägt die Kurie?

Gibt es einen vergleichbaren Fall in der Kunstgeschichte?

Kardinalstaatssekretär Giuliano Cascone war an diesem Morgen damit beschäftigt, allen Mitgliedern des Consiliums Schweigen aufzuerlegen. Als Präfekt des Rates für die öffentlichen Angelegenheiten der Kirche komme es ihm allein zu, irgendwelche Informationen herauszugeben. Dies werde in den nächsten Tagen geschehen. Auf Drängen der Professoren, die Cascone beschworen, alles bisher Bekannte zu veröffentlichen, weil andernfalls zu befürchten sei, dass abenteuerliche Gerüchte in Umlauf gesetzt würden, und auf die eindringliche Mahnung Kardinal Jellineks hin ließ sich der Kardinalstaatssekretär schließlich zu einer offiziellen Stellungnahme der Kurie überreden.

Bei der Pressekonferenz verlas Cascone eine Erklärung. Fragen beantwortete er mit »Kein Kommentar!« oder mit dem Hinweis, sobald die Forschungen Ergebnisse zeigten, würden sie von dieser Stelle bekannt gegeben.

Joseph Kardinal Jellinek nutzte den Donnerstag nach der ergreifenden Aschermittwochsliturgie, um seine Gedanken zu ordnen. Seit sieben Wochen tappte er nun in der Dunkelheit, und er sah sich einer Lösung weiter entfernt als je zuvor. Vor allem war Jellinek klar geworden, dass das Geheimnis noch andere Geheimnisse in sich barg, auf jeden Fall war er zu der Gewissheit gelangt, dass sich hinter der sixtinischen Inschrift kein bloßer Fluch eines gequälten Menschen verbarg, sondern ein teuflisches Unterfangen mit dem Ziel, auf irgendeine Weise Kirche und Kurie zu schaden. Viele Male hatte Jellinek in der Sixtinischen Kapelle jenen Propheten Jeremias betrachtet, der in tiefer Verzweiflung auf den Boden starrt, wo sich alle Spuren verlieren, und zum wiederholten Male las der Kardinal seine Prophezeiungen aus der Zeit Jojakims und aus der Zeit Zidkias und die Drohsprüche gegen Ägypter, Philister, Moabiter, Ammoniter, Edomiter und gegen Elam und Babel. Mit einem senkrechten Strich hatte er das 26. Kapitel, 1-3, versehen, wo es heißt: »Im Anfang der Herrschaft Jojakims, des Josiasohnes, des Königs von Juda, erging das Wort an Jeremias vom Herrn: So spricht der Herr: Stelle dich in den Vorhof des Hauses des Herrn und rede zu den Leuten aus allen Ortschaften Judas, die herbeiströmten, um im Hause des Herrn anzubeten, alle Drohworte, deren Verkündigung ich dir befohlen habe: Lasse kein Wort weg. Vielleicht hören und bekehren sie sich von ihrem bösen Wandel. Dann würde ich das Unheil bereuen, das ich wegen ihrer bösartigen Taten zu schicken plane.«

Aber auch vielfaches Wiederholen der Verse hatte Jellinek nicht weitergebracht, weil alles, was er bisher erfahren hatte, sein Begriffsvermögen bei Weitem überstieg und Vermutungen in die eine oder andere Richtung ihn in furchtbare, sündige Gedanken stürzten. Vor allem aber wusste Jellinek bei Gott nicht mehr, wem zu trauen war in der Kurie und wem er mit Misstrauen zu begegnen hatte. In diesen Tagen der Ungewissheit zweifelte der Kardinal zum



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