Sieben deutsche Leben by Gisela Greve
Autor:Gisela Greve [Greve, Gisela]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: be.bra Verlag
veröffentlicht: 2017-04-08T16:00:00+00:00
Nach vier Jahren gingen wir, die ins Gymnasium aufgenommen worden waren, von 1939 bis 1943 einen verlängerten Schulweg zum König-Friedrich-Gymnasium und von Herbst 1943 bis Sommer 1947 zum Martineum Halberstadt. In diesen Jahren war ich in Halberstadt, weil in Berlin ab 1943 aufgrund der Bombenangriffe alle Schulen geschlossen waren.
Oft dachten wir Kinder an das Leben in der Altmark, dem Ort unserer Großeltern mütterlicherseits, vor allem durch unsere häufigen Besuche dort in den Ferien. Die Großeltern stammten beide aus Bauernfamilien. Meine Mutter ist in der Altmark geboren. Sie starb 1987 in Berlin.
Als mein Großvater 1960 starb, war ich furchtbar traurig. Er wurde 94 Jahre alt. Auf den Familiengrabstein hatte man geschrieben: »Schaffen und Streben, das war sein Leben.« Das galt wohl eher dem Urgroßvater, dem Gründer einer Getreidefirma.
Mein Urgroßvater hatte, von einem kleinen Bauernhof stammend, diesen Getreidehandel an der neu erbauten Bahnstrecke eingerichtet und transportierte das Getreide aus dem Dorf nach Magdeburg und Wittenberge. Alle Bauern verkauften ihr Korn, mein Urgroßvater und später mein Opa kauften es auf und lieferten es an die Getreidemühlen nach Hamburg. Heute sieht man nur noch Getreidesilos in den Dörfern.
Für meinen Großvater, einen begeisterten Jäger und Heger, gab es früher Gelegenheiten zur Entenjagd. Auch die Jagd auf Rehe muss für ihn eine große Rolle gespielt haben. Im Flur seines Hauses hingen einige Gehörne. In der weiteren Umgebung seines Hauses waren häufig Rehe zu sehen. Die Liebe zur Natur und zu den Tieren des Waldes hat mein Großvater mir, seinem Enkel, gern vermittelt. Er fuhr mit mir mit dem Fahrrad in den Wald, wo es immer allerhand zu sehen gab. Unter eine uns bekannte Kiefer legten wir einen alten Schuh, der im Wald herumlag, um beim nächsten Mal das Habichtsnest in diesem Baum wiederzufinden.
Unsere besondere Sorgfalt galt der Pilzsuche im Wald. Hauptsächlich waren es Pfifferlinge. Großvater kannte alle Stellen, wo Pilze zu erwarten waren. Das Heranpirschen an Tiere musste ich als der begleitende Enkel erst lernen: leise sprechen, vorsichtig gehen, stehen bleiben, mit Großvaters »Feldstecher« die Tiere betrachten und den Eltern vom großen Erlebnis berichten.
Ein Brief an meine Eltern (1935):
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