Shades of bäh! by Linus Höke

Shades of bäh! by Linus Höke

Autor:Linus Höke
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Lappan Verlag GmbH
veröffentlicht: 2014-12-31T16:00:00+00:00


Ana Steele kauft Wurst

»Wat darf et sein, junge Frau?«

Die feste Stimme des Mannes schält sich behutsam aus der Kulisse diffuser Geräusche. Ich werde rot und zittere wie Espenlaub. Mein Atem geht flach, und ich kann den Blick nicht von der Wurst wenden. Sie sieht unverschämt gut aus. Manche finde ich echt heiß. Aber ist Brühwurst das Richtige für mich? Oder doch Leberwurst? Und wie viel? Schaffe ich das? Ich brauche Raum und Zeit zum Nachdenken.

»Ich muss über all das nachdenken.«

»Heut is Blutwurst im Angebot.«

Mein Gott! Der Mann lässt nicht locker! Es ist, als ob eine geheimnisvolle Kraft Gewalt über meinen wehrlosen Körper bekommt. Eine Kraft, bestehend aus Pökelsalz und Naturdarm. Ich schaue mich um.

Beherrscht wird der Raum von einer großen Fleischtheke. Die ochsenblutfarbenen Auslagen darin erzeugen eine weiche, romantische Stimmung, die dem Raum etwas Uterusartiges gibt. An der Wand hinter der Theke entdecke ich zwei metallene Stangen, die an ein Geländer oder an Vorhangstangen erinnern. Daran hängt an stählernen Haken ein ganzes Sortiment von Mettwürsten, Knackern und seltsamen Gebilden mit einer weißen, nach Schimmel anmutenden Hülle, die ich noch nie zu Gesicht bekommen habe.

Meiner inneren Göttin läuft das Wasser im Mund zusammen. Ich registriere, wie dunkle Begierde sich in meinem Unterleib sammelt und meine Magenmuskeln sich aufs Köstlichste zusammenziehen. Neugierig wandert mein Blick weiter über das Arrangement, das sich mir bietet. Neben dem Tresen bemerke ich eine weiß glänzende Truhe. Der Deckel ist geschlossen. Ein leichtes, vibrierendes Summen geht von der Truhe aus. Was sich wohl darin befindet? Will ich das wirklich wissen? Mein Unterbewusstsein wirft mir einen missbilligenden Blick über den Rand seiner Lesebrille zu und schüttelt den Kopf. Schnell wende ich den Blick von der geheimnisvollen Truhe ab und hebe ihn zur Decke. In unregelmäßigen Abständen sind Neonröhren angebracht. Wofür die wohl sind?

»Wat is jetzt, junge Frau?«

Ich schaue irritiert den Mann in der weißen Schürze an und werde rot. Der Gesprächsfetzen von eben kommt mir in den Sinn, schwebt irgendwo an den Rändern meines Gedächtnisses … es gelingt mir, ihn zu fassen zu bekommen, ehe er wieder mit den Schatten meiner Erinnerung verschmilzt. Der Mann mustert mich mit undurchdringlicher Miene.



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