SG 091 - Im Lande der Massai by Anonymous

SG 091 - Im Lande der Massai by Anonymous

Autor:Anonymous [Anonymous]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2016-05-03T22:00:00+00:00


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Nicht nur den deutschen „Tierausstopfer“ Paule Zimmermann, sondern auch einige Weltreisende und Großwildjäger hatten wir von dem unbeschreiblich großen Wildreichtum am Victoriasee erzählen hören.

„Eigentlich …“, sagte ich.

„Eigentlich müßte man …“, sagte Hans.

„Eigentlich sollte man …“, meinte Erwin.

„Eigentlich sollten wir sehen, daß wir so schnell wie möglich wieder nach Europa kommen“, sagte Peter. „Aber eigentlich …“

Es kostete uns keine allzu große Mühe, in Kampala eine kleine „Expedition“ zusammenzustellen.

Für ein paar klimpernde Münzen bekamen wir einen Jeep geliehen und „dampften“ bereits kurz nach Mitternacht los, zusammen mit einem besonders intelligenten Negerburschen, den wir für diesen Ausflug angeworben hatten. In einer Bucht am Victoriasee legten wir uns auf die Lauer.

Kabato, so hieß der Negerbursche, baute einen kleinen Schirm aus Dornengestrüpp – und so harrten wir der Dinge, die da kommen sollten …

Der afrikanische Busch ist immer, Tag und Nacht, lebendig.

Unheimliche und uns völlig unbekannte Laute drangen von allen Seiten in unser Versteck. Es war uns fast so zumute wie damals nach der Notlandung in der Steppe von Mozambique, als die Löwen um unser Flugzeug herumstrichen.

Wir waren sehr aufgeregt, denn natürlich konnte jeden Augenblick etwas geschehen! Und falls nichts geschehen würde, wären wir gewiß sehr enttäuscht gewesen. Wir waren ja ausgezogen, um etwas zu erleben!

Ganz flach lagen wir auf dem afrikanischen Boden und blickten angestrengt durch eine kleine Öffnung unseres Dornenverhaus über das Schilf am Ufer des Sees. Hinter uns konnten wir nichts sehen, weil unser schwarzer Begleiter den Anstand an einen Steilhang gelegt hatte.

Mit der ersten Morgendämmerung wurde es totenstill.

Wir wagten kaum zu atmen.

Und dann vernahmen wir plötzlich ein eigenartiges Dröhnen, das aber von sehr weit zu kommen schien.

Kabato gab uns ein Zeichen und kroch mit katzenartiger Behändigkeit langsam den Steilhang hinauf, an dem wir uns eingenistet hatten.

Schließlich drehte er sich zu uns um und bedeutete uns, ihm zu folgen.

„Was ist los?“ fragte Erwin.

„Keine Ahnung!“ sagte ich.

Immer stärker wurde das dumpfe Dröhnen. Es kam schnell näher …

Als wir endlich den oberen Hang erreicht hatten und einen Blick über die jetzt vor uns liegende Steppe warfen, gefror uns fast das Blut in den Adern!

„Himmeldonnerdoria!“ entfuhr es Hans. „Das ist ja eine schöne Bescherung!“

„So etwas hat die Welt noch nicht gesehen!“ rief Dieter.

Da kamen in gestrecktem Galopp mindestens vierzig bis fünfzig riesige Elefanten genau auf uns zu gejagt!

„Sie werden Apfelmus aus uns machen!“ hörte ich Erwin sagen.

Ich glaube, mein Herz – fünf Kilo schwer! – rutschte mir in diesem Augenblick wirklich in die Hose …

Elefanten gehören, wenn sie einmal in Schwung sind, zu den schnellsten Tieren der Wildnis. Und Bäume von der Stärke mittelgroßer Birken oder Buchen sind für sie überhaupt kein Hindernis. Was ihnen in den Weg kommt, wird unter den mächtigen Klumpfüßen, von denen jeder einige Zentner wiegt, glatt zertrampelt.

Auch in unserem Falle war ein Ausweichen nach links oder rechts völlig überflüssig, denn die Kolosse stürmten in breiter Front – also nebeneinander laufend – heran. Auf uns zu! Und da wir keine Erfahrung mit diesen Urwaldriesen hatten, glaubten wir ganz sicher, ihr Angriff gelte uns. Es hatte den Anschein, als sei nun unsere letzte Minute gekommen!

„Wären wir bloß in Kampala geblieben!“ stieß Erwin hervor.



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