Sparks, Nicholas by Weg zu dir Mein

Sparks, Nicholas by Weg zu dir Mein

Autor:Weg zu dir Mein
Die sprache: de
Format: mobi
veröffentlicht: 2012-04-29T10:27:35+00:00


KAPITEL 10

Dawson lief auf dem festen Sand am Ufer und jagte halbherzig die Meerschwalben, die zwischen den Wellen hin und her schossen. Obwohl es noch früh am Morgen war, tummelten sich schon ziemlich viele Leute am Strand: andere Jogger, Hundebesitzer, die ihre Lieblinge ausführten. Hinter den Dünen sah man Paare auf ihren Veranden sitzen und Kaffee trinken. Die Füße aufs Geländer gelegt, genossen sie die wohltuende Frische des Morgens.

Mit dem Zimmer hatte er Glück gehabt. Um diese Zeit waren die Hotels am Strand meistens vollkommen ausgebucht, aber nach mehreren Anrufen hatte er eines gefunden, in dem gerade ein Gast abgesagt hatte. Er wollte entweder hierher oder nach New Bern. Doch weil sich das Krankenhaus in New Bern befand, erschien es ihm vernünftiger, auf Distanz zu gehen. Er musste den Ball flach halten, denn Ted gab unter Garantie nicht so schnell auf.

Auch wenn er sich noch so bemühte, konnte Dawson den Gedanken an den dunkelhaarigen Mann nicht abschütteln. Wenn er nicht hinter ihm hergelaufen wäre, hätte er nicht gemerkt, dass Ted ihm auflauerte. Die Erscheinung – der Geist – hatte ihm gewinkt, und er war ihm gefolgt, genau wie im Meer nach der Explosion auf der Bohrinsel.

Die beiden Ereignisse gingen ihm pausenlos durch den Kopf und jagten sich gegenseitig in einer Endlosschleife. Dass ihm jemand einmal das Leben rettete, konnte man ja noch mit einer Illusion erklären, aber zweimal? Erst jetzt fragte sich Dawson, ob die Besuche des dunkelhaarigen Mannes vielleicht einem höheren Zweck dienten. Wurde er aus einem bestimmten Grund gerettet, ohne zu ahnen, welcher es sein könnte?

Schluss mit diesen Grübeleien! Um sie loszuwerden, steigerte Dawson sein Tempo. Sein Atem ging schwerer, er zog das Hemd aus, ohne langsamer zu werden, und wischte sich damit den Schweiß vom Gesicht. In der Ferne sah er den Pier und nahm sich vor, noch etwas schneller zu laufen, bis er dort war. Seine Beinmuskeln begannen zu brennen, aber er ließ nicht nach, versuchte, sich ganz auf seinen Körper zu konzentrieren und ihn bis zum Anschlag zu fordern – doch seine Augen wanderten trotzdem hin und her, weil er unbewusst unter den Strandgängern nach dem dunkelhaarigen Mann suchte.

Am Pier angekommen, drosselte er sein Tempo keineswegs, sondern rannte genauso schnell zurück zum Hotel. Zum ersten Mal seit vielen Jahren fühlte er sich nach dem Joggen schlechter als vorher. Er beugte sich nach vorn und versuchte, ruhig durchzuatmen. Einer Antwort auf seine Fragen war er keinen Millimeter näher gekommen. Seit er in Oriental war, hatte sich sein innerer Kosmos vollkommen verändert. Alles fühlte sich irgendwie anders an. Nicht wegen des dunkelhaarigen Mannes oder wegen Ted oder weil Tuck gestorben war. Nein, es lag an Amanda. Sie war jetzt mehr als nur eine Erinnerung, sie war eine greifbare Realität geworden – die lebendige, strahlende Version einer Vergangenheit, die nie wirklich vergangen war. Mehr als einmal hatte die jüngere Amanda ihn im Traum besucht. Ob sich seine Träume in Zukunft verändern würden? Wer würde ihn von nun an besuchen? Er hatte keine Ahnung. Er wusste nur, dass er in Amandas Gegenwart eine Art von Vollkommenheit empfand, wie nur wenige Menschen sie je erlebten.



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