Schwarze Spitzen by Perry Anne

Schwarze Spitzen by Perry Anne

Autor:Perry, Anne
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2014-04-01T04:00:00+00:00


Gracie war so aufgeregt, daß sie kaum den Kamm in der Hand halten konnte, als sie sich frisierte, und die Finger glitten ihr ab, als sie die Bänder ihrer Haube binden wollte; sie machte einen Knoten, den sie wahrscheinlich mit der Schere würde aufschneiden müssen, um die Bänder wieder zu lösen. Aber was machte das schon aus? Sie ging doch mit der Herrin mit, um ihr beim Schnüffeln zu helfen! Sie hatte keinen blassen Dunst, worum es dabei eigentlich ging, aber es würde ohne jede Frage wundervoll interessant und schrecklich wichtig sein. Sie käme vielleicht hinter Geheimnisse und Dingen auf die Spur, die von solcher Wichtigkeit sein mußten, daß Leute deshalb zu morden bereit waren. Und vielleicht würde es sogar gefährlich werden!

Selbstverständlich würde sie sich stets ein paar Schritte im Hintergrund halten und nur sprechen, wenn man sie dazu aufforderte; aber aufpassen und horchen würde sie die ganze Zeit und alles mitbekommen, was irgendwer sagte oder tat, und auch darauf achten, was sie dabei für Gesichter machten. Vielleicht bemerkte sie ja etwas Entscheidendes, was allen anderen entging.

Es war etwa zwei Stunden später, als Charlotte und Gracie aus dem zweiten Kutschwagen ausstiegen. Percival half ihnen zu Gracies ausgesprochener Freude hinaus; sie war noch nie in einer richtigen Kutsche gefahren und schon gar nicht von einem anderen Bediensteten umsorgt worden. Seite an Seite, worauf Charlotte bestand, gingen sie den Weg zur St.-Anne-Kirche hinauf, in der Hoffnung, dort jemanden vorzufinden, der ihnen in Sachen Gemeindefürsorge den Weg weisen könnte – und damit auch zu einer genaueren Kenntnis von Clemency Shaws Interesse an Mietwohnungen.

Charlotte hatte sich die Angelegenheit gründlich überlegt. Sie wollte ihre Absichten nicht offenlegen, und es war daher notwendig, eine überzeugende Geschichte zu konstruieren. Sie hatte sich erfolglos mit dem Problem herumgeschlagen, bis Gracie, die sich auf die Lippen biß und keinesfalls aufdringlich sein wollte, vorschlug, sie könnten sich doch nach einer Verwandten erkundigen, die durch den Tod ihres Mannes auf die Fürsorge angewiesen sei, wovon sie gerade gehört hätten und worum sie sich unbedingt kümmern wollten.

Charlotte kam diese Begründung so unwahrscheinlich vor, daß sogar Hector Clitheridge sie anzweifeln würde. Doch dann hatte Gracie darauf hingewiesen, daß ihre Tante Bertha in eine solche Lage geraten war und Gracie erst vor zwei Wochen davon gehört habe. Da begriff Charlotte die wahre Bedeutung und machte sich die Idee sofort zu eigen.

»Meine Tante Bertha hat ja nich’ in Highgate gewohnt«, offenbarte Gracie. »Sie hat in Clerkenwell gewohnt – aber das wissen die ja nich’.«

Nachdem sie erfahren hatten, daß niemand im Pfarrhaus zugegen war, begaben sie sich zur St.-Anne-Kirche und trafen dort auf Lady Clitheridge, die gerade in der Sakristei Blumen arrangierte. Auf das Geräusch der Tür hin wandte sie sich mit einem Willkommenslächeln um. Dann erkannte sie Charlotte, und das Lächeln erstarrte. Sie behielt die Aster in der Hand und rührte sich nicht vom Fleck.

»Guten Tag, Mrs. Pitt. Suchen Sie jemand?«

»Ich denke, Sie könnten mir helfen, wenn Sie so freundlich sein wollen«, entgegnete Charlotte und zwang sich dabei zu einer Wärme im Tonfall, die sich angesichts von Lallys frostigem Gesichtsausdruck nicht spontan einstellen wollte.



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