Schluchter (German Edition) by Wall Oliver

Schluchter (German Edition) by Wall Oliver

Autor:Wall, Oliver [Wall, Oliver]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2014-10-15T22:00:00+00:00


7 – Eric

15. 8. 2149

Der Junge rannte durch die Straßen, als ob der Teufel hinter ihm her wäre. Der fröhliche Ausdruck in seinem Gesicht aber verriet jedem, dass es keine Angst war, die ihn antrieb. Das rote Käppi saß fest über den kurzen hellbraunen Haaren, die gerade noch lang genug waren, um rings unter Rand hervor zu staken.

Oliver war kein bisschen müde, obwohl es gerade erst hell wurde über den Schluchten. Endlich hatte er den Wolkenkratzer erreicht, den er gesucht hatte und flitzte durch die untere Ebene. Vorbei an den Stützpfeilern und Wasserräumen, lief er direkt auf ein bestimmtes Feuer zu, das, wie die meisten anderen hier unten, nur noch schwach vor sich hin brannte. Eine einzelne Gestalt lag in eine Decke gewickelt davor und schlief tief und fest.

Wie auf einer Eisschicht schlitterte Oliver die letzten Meter mit seinen Schuhen über den Beton, ging in die Hocke und rüttelte den schlafenden aufgeregt, sobald er ihn erreicht hatte.

„Joey! Joey wach auf, ich muss dir was Tolles zeigen!“

Schlaftrunken öffneten sich zwei Augenlieder. Der Liegende unternahm jedoch keine Bemühungen, noch mehr Teile seines Körpers in Bewegung zu setzen. Oliver rüttelte unverdrossen weiter.

„Joey, nun wach endlich auf!“

Er riss sich das Käppi vom Kopf und fächerte seinem Freund damit frische Luft zu. Das half etwas. Joey griff mit der Hand nach der Kappe, die vor seinen Augen hin und her wedelte, bekam sie aber nicht zu fassen.

„Setz das blöde Ding auf und lass mich schlafen!“

Sofort verschwanden die Haare wieder unter rotem Stoff, aber Oliver blieb hartnäckig.

„Joey, komm mit. Ich hab einen Weg aus der Stadt gefunden!“

Für einen kurzen Moment glomm so etwas wie Interesse in den Augen seines Freundes auf, dann schlossen sich die Lieder wieder.

„Du hast sie ja nicht alle. Hau ab, ich bin noch müde.“

Oliver erkannte, dass jetzt keine Worte mehr halfen und so griff er zu einer halb gefüllten Flasche mit leicht bläulichem Wasser und schüttete den Inhalt über Joeys Kopf. Die Wirkung war weitaus erfolgreicher, als das vorherige Rütteln. Joey schreckte hoch und schlug ihm wütend die Kunststoffflasche aus der Hand.

„Was soll das, du Idiot? Bist du bescheuert?“

Oliver überhörte die Beschimpfungen und war nur froh darüber, dass sein Freund ihm endlich genug Aufmerksamkeit schenkte.

„Joey, wenn du mitkommst, zeig ich dir einen Gang, den sonst niemand kennt. Ich bin mir ziemlich sicher, dass er aus der Stadt führt. Wenn ich Recht habe, dann können wir aufs Land gehen, so wie du es immer wolltest. Na, was sagst du jetzt?“

„Das du dich auf ein blaues Auge freuen kannst, wenn du mich verarscht.“

Joey war mit seinen zwölf Jahren zwei Jahre jünger als Oliver, trotzdem behielt er bei Meinungsverschiedenheiten zwischen ihnen meistens die Oberhand. Er schüttelte wild seinen Kopf. Noch immer tropfte ihm das Wasser aus den nassen Haaren.

„Du glaubst ja wohl selbst nicht, was du da erzählst. Sollte es einen Weg aus den Schluchten geben, so wäre der längst allen bekannt.“

„Dieser nicht! Er liegt ganz versteckt unter einem alten Haus. Ich mache jede Wette, dass er aus der Stadt führt.“

„Und um was willst du Wetten?“

Oliver dachte einen Augenblick nach.



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