Satan und Ischariot 2 by Karl May

Satan und Ischariot 2 by Karl May

Autor:Karl May [May, Karl]
Format: epub
Tags: Action & Adventure
Herausgeber: MobileRead
veröffentlicht: 2009-03-20T21:17:36+00:00


Viertes Kapitel: In Tunis

Ueber unsere Fahrt nach Alexandrien ist nichts zu sagen. Wir kehrten dort im Hotel ein, und dann ging Bothwell, um Hunter aufzusuchen. Wir hatten angenommen, daß es ihm gar nicht lieb sein werde, weitere Reisegesellschaft zu bekommen, waren aber mit dieser Voraussetzung irre gegangen, denn er kam bald darauf mit Emery zu uns, um uns zu sagen, daß es ihm angenehm sei, mit uns fahren zu können.

Wenn ich einmal nach reiflicher Ueberlegung eine Meinung gefaßt habe, so pflege ich dieselbe, selbst wenn es scheint, daß ich unrecht habe, wenigstens im stillen so lange festzuhalten, bis ich vollständig vom Gegenteile überzeugt worden bin. Besäße ich einen wankelmütigeren Charakter, so hätte ich beim Anblicke dieses jungen Mannes den Verdacht, den ich gegen denselben hegte, sehr wahrscheinlich fallen lassen. Er machte nämlich einen geradezu vortrefflichen Eindruck, und ich wunderte mich nun gar nicht mehr darüber, daß Emery ihn einen anständigen Mann genannt hatte. Es war weder in seinem Gesichte noch in seiner ganzen Erscheinung oder seinem Benehmen das Geringste zu entdecken, was unsern Ver- Verdacht hätte bestätigen können. Er zeigte sich frei, offen und ohne alle Spur irgend einer Unsicherheit oder gar Bangigkeit, wie man sie bei einem Menschen, welcher auf unsicherem Boden steht, zu erwarten pflegt. Wir hatten uns entweder in ihm geirrt, oder er war trotz seiner Jugend schon ein vollständig klargeriebener Gauner.

Der Dampfer, den wir bestiegen, kam von den Palästinahäfen und wollte von Alexandrien aus über Tunis und Algier nach Marseille zurück. Als wir vier Personen an Bord kamen, trat uns der Kapitän sogleich mit der Bemerkung entgegen:

»Das Schiff ist kein Passagierschiff, Messieurs. Sie müssen sich also wieder zurückbemühen.«

Jetzt mußte es sich zeigen, ob der Kapitän benachrichtigt worden war, und es zeigte sich auch, denn Hunter antwortete:

»Nehmen Sie auch keinen Passagier mit, der Hunter heißt?«

»Hunter? Sind Sie dieser Herr?«

»Ja.«

»Dann dürfen Sie allerdings mitfahren, denn ich bin von Kalaf Ben Urik avisiert worden. Aber ich weiß nur von Ihnen, nicht aber auch von andern Passagieren.«

»Diese drei Herren sind Freunde von mir, von denen Kalaf Ben Urik nicht gewußt hat, daß sie sich mir anschließen würden. Wir würden Ihnen dankbar sein, wenn Sie auch für sie noch Plätze ermöglichten.«

»Da muß ich mich selbst und den ersten Offizier einschränken, denn ich bin nur auf Sie vorbereitet. Doch will ich dieses Mal Kalaf Ben Urik zuliebe eine Ausnahme machen und die Herren auch aufnehmen.«

Der französische Kapitän fühlte sich also dem tunesischen Hauptmanne verbunden. Es schien, daß der letztere Verbindungen hegte, welche seinen Militärstand nichts angingen und vielleicht nebenbei allerlei heimliche Geschäfte betrieb, welche die Oeffentlichkeit scheuten. Denn auf welche andere Weise hätte der Führer eines Handelsfahrzeuges dem Offizier anders zur Dankbarkeit verpflichtet sein können? Dieser Umstand bestärkte mich in der vorgefaßten Meinung, welche ich über Kalaf Ben Urik hegte, und die Folge war, daß ich mich durch das scheinbar ehrliche und rechtliche Wesen Hunters nun erst recht nicht irre machen ließ.

Wir vier Personen bekamen zwei kleine Kajüten angewiesen, von denen jede nur Platz für zwei Mann hatte. Da fragte es sich nun, wer Hunter Gesellschaft zu leisten hatte.



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