Satan und Ischariot 1 by Karl May

Satan und Ischariot 1 by Karl May

Autor:Karl May [May, Karl]
Format: epub
Tags: Action & Adventure
Herausgeber: MobileRead
veröffentlicht: 2009-03-20T21:16:11+00:00


Viertes Kapitel: Vergeltung

Winnetou kehrte sehr bald zurück; dennoch hatte er den Lagerplatz genau studiert und dabei beobachtet, daß zwei Kundschafter fortgeschickt worden waren.

»Die fangen wir natürlich?« fragte ich, er aber antwortete nicht, da er es für selbstverständlich hielt, die Leute festzunehmen.

Wir ritten also, um nicht gehört zu werden, erst noch ein Stück vom Walde fort und bogen dann nach der Südseite desselben ein, welcher entlang die Kundschafter kommen mußten. Nach ungefähr einer Viertelstunde lenkten wir dem Walde wieder zu und stiegen, als wir ihn erreichten, ab. Nachdem wir die Pferde angebunden hatten, gingen wir eine kleine Strecke zurück und legten uns an einer geeigneten Stelle nieder. Die zwei Roten mußten aller Voraussetzung nach hier vorüberkommen.

Wenn dies letztere wirklich der Fall war, so konnten sie uns nicht entgehen, denn wir mußten sie sehen, weil es mittlerweile heller geworden war. Der Mond war aufgegangen, doch sahen wir ihn nicht, da er noch hinter dem Walde steckte, welcher seinen Schatten eine Strecke weit über seine Grenze warf.

Wir mochten ungefähr zehn Minuten gewartet haben, als wir von rechts her Schritte hörten. Die Erwarteten kamen, und zwar hielten sie sich so nahe an dem Waldesrande, daß wir ihre Gestalten deutlich sahen, wenn wir ihre Gesichter auch nicht erkennen konnten. Sie gingen hintereinander. Die Figur des vordersten kam mir bekannt vor; sie war höher und breiter als die des andern, der hinter ihm ging.

»Ich den ersten und du den zweiten,« raunte ich Winnetou zu.

Jetzt waren sie da; sie gingen vorüber, langsam und indem sie vorsichtig vor sich hinspähten. Als sie vorbei waren, huschten wir hervor. Ich that zwei, drei schnelle Sprünge, kam an dem hinteren vorüber, den ich dabei niederschlug, um Winnetou leichteres Spiel zu machen, und faßte den vorderen mit beiden Händen um den Hals, stieß ihm das Knie in das Kreuz und riß ihn so hintenüber zu Boden. Als ich dann rasch auf seine Brust kniete und mein Gesicht dem seinigen näher brachte, erkannte ich ihn. Es war der »große Mund«, der Häuptling der Yumas in eigener Person. Er trug die rechte Hand in der Binde und wäre, selbst wenn ich ihn nicht so fest beim Halse gehabt hätte, nicht im stande gewesen, sich mit seinem linken Arme nachdrücklich gegen mich zu wehren.

Ein Blick auf Winnetou zeigte mir, daß diesem der Hieb, den ich dem andern Indianer gegeben hatte, sehr zu statten gekommen war. Er kniete ihm auf dem Rücken, hatte ihm den Lasso abgenommen und band ihm mit demselben die Hände hinten zusammen. Der Rote wehrte sich dagegen mit keiner Bewegung, da er sich in einem Zustande kurzer Betäubung befand. Dann kam Winnetou zu mir, wand dem Häuptlinge, während ich denselben festhielt, den Lasso von den Hüften und fesselte ihn ebenso, wie er seinen Gefährten gebunden hatte. Dabei sah er natürlich auch die Züge des Gefangenen und rief, ganz gegen seine sonstige Gewohnheit, überrascht aus:

»Uff! Hat mein weißer Bruder gesehen, wen wir da ergriffen haben?«

»Ja,« antwortete ich, indem ich nun den Hals des großen Mundes frei gab. »Wir haben einen guten Fang gemacht.«

Der Genannte bekam jetzt wieder Luft.



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