Sag Niemals Nie by Cecily von Ziegesar & Katarina Ganslandt

Sag Niemals Nie by Cecily von Ziegesar & Katarina Ganslandt

Autor:Cecily von Ziegesar & Katarina Ganslandt [Ziegesar, Cecily von & Ganslandt, Katarina]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 3570305864
Herausgeber: cbj
veröffentlicht: 2006-01-01T23:00:00+00:00


serena wahrt den schönen schein

»Ich habe Hamlet ja nie als grundsätzlich tragische Gestalt betrachtet«, hörte sich Serena zu ihrer eigenen Verwunderung gerade zu Stanford Parris III sagen. Zwar hatte sie »Hamlet« für eine Englischklausur nur flüchtig quer gelesen, aber im Bluffen war sie schon immer ganz groß gewesen. Und auch ohne jedes Wort gelesen zu haben, war ihr aufgefallen, dass Hamlet große Ähnlichkeit mit Dan Humphrey hatte, mit dem sie letzten Herbst ein bisschen geflirtet hatte. Beide waren neurotische Schwarzseher. »Eigentlich hätte er doch bloß irgendein Antidepressivum nehmen müssen, dann hätte er wahrscheinlich ganz Skandinavien erobert und sich in jedem Land eine Frau genommen.«

Da höre sich mal einer die kleine Shakespeare-Expertin an!

Mr Parris nickte. »Wellbutrin. So heißen die Tabletten, die ich nehme.«

So genau wollte sie es nun auch nicht wissen.

»Ich lese gern«, behauptete Serena, selbst erstaunt darüber, was sie so von sich gab. »Wenn ich nicht gerade was anderes zu tun habe«, schränkte sie ein.

Also praktisch nie.

»Ich sehe schon, dass das im Herbst echt schwierig für mich wird, wissen Sie?«, sagte sie nachdenklich. »Mich für ein Hauptfach zu entscheiden, meine ich. Ich schwanke noch zwischen englischer Literatur und Schauspiel.« Sie lächelte und zog ihren kurzen Rock züchtig über die Knie.

Seit wann macht sich das notorischste Partygirl der Stadt Gedanken über ihr künftiges Hauptfach?

»Und genau deshalb, meine Liebe, gibt es die kolossal praktische Möglichkeit, zwei Hauptfächer zu belegen!« Mr Parris ließ seine Hosenträger schnalzen und war sichtlich entzückt darüber, ein derart schönes und intelligentes junges Mädchen an seiner großen Lebenserfahrung teilhaben zu lassen.

Plötzlich ging die Tür einen Spalt auf und Blair spähte in den Raum. Sie war für ein Treffen unter Akademikern entschieden zu verrucht angezogen und trug um den Hals den Yale-Anhänger, den ihre Mutter bei Cartier für Klein Yale hatte anfertigen lassen. Serena hatte ihre beste Freundin noch nie so daneben erlebt.

»Gott sei Dank, da bist du!«, stieß Blair atemlos hervor. Sie warf Mr Parris einen kurzen Blick zu. »Entschuldigen Sie die Störung, Sir, aber es handelt sich um einen Notfall!«

Serena kannte Blair und sah ihr an, ob sie nur spielte oder tatsächlich kurz vor einem Nervenzusammenbruch stand, weil sich ihre Nasenflügel dann immer wie bei einem wilden Tier blähten und ihr Blick starr wurde. Im Moment hatte sie Ähnlichkeit mit einem tollwütigen Eichhörnchen. Serena erhob sich und schüttelte Mr Parris die Hand. »Es war mir wirklich ein Vergnügen, mich mit Ihnen zu unterhalten.«

Mr Parris beugte sich vor und küsste ihr die Hand. »Das Vergnügen war ganz auf meiner Seite.«

Blair hüstelte gereizt. Klar, dass Serena den alten Mann sofort um den Finger gewickelt hatte, was fies und gemein war, weil Blair ja wohl diejenige war, die es wirklich nötig gehabt hätte, ihn um den Finger zu wickeln. »Hallo? Das ist ein Notfall!«, drängte sie.

Um den Finger wickeln geht anders.

»Ja, ja, ich komm ja schon«, murmelte Serena und hakte sich bei Blair unter. Ihre Freundin zerrte sie in die Eingangshalle hinaus und drückte auf den Aufzugsknopf. »Wohin gehen wir überhaupt?«, fragte Serena, als sich die Aufzugtüren öffneten.

»Ins Plaza!«, rief Blair und schubste sie in die Kabine.



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